Dr. Thomas Brokamp (Bona) über

Besonderheiten beim Kleben von Holzpflaster

Holzpflaster wird teilweise wie Parkett verlegt. Meist aber ist hoher Klebstoffeinsatz nötig. Egal, wie das Holzpflaster geklebt wird: Es arbeitet bei Feuchteänderungen immer schnell und heftig Hier werden sehr feste Untergründe benötigt. Weichplastische Klebung lässt das Holz frei arbeiten. Der Unterboden wird durch die Ausdehnung des Holzes nicht belastet.

Die Eigenständigkeit von Holzpflaster im Bezug zu Parkettböden wird durch die Planungs- und Qualitätsnorm DIN 68702 und durch die Dienstleistungsnorm DIN 18367 belegt. Zur Definition von Holzpflaster dient auch das Kennzeichen der Hirnholzfläche als Nutzfläche, während dies bei Parkett die tangentiale bzw. radiale Schnittfläche ist. Holzpflaster wird eingeteilt in die Belastungskategorien RE (repräsentative und Wohnräume), WE (Werkstätten) und GE (Gewerbe, Industriebereich).

Wesentlichen Einfluss auf die Spannungen und Kräfte, die beim Ausdehnen und Schrumpfen der Klötze auftreten, haben folgende vier Parameter: Holzart, Orientierung, Abmessungen und Einbaufeuchte. Besonders die Feuchteaufnahmegeschwindigkeit ist von Interesse, da die "nach oben offene Ausrichtung" der Holzfasern im Unterschied zu Parkett hier Besonderheiten erwarten lässt.

Mechanische Holzeigenschaften

Bei Holzpflaster dominieren Kiefer und Fichte. Da die Hirnholzfläche härter als die Seitenfläche des Holzes ist, ergibt sich eine Abnutzung (Brinellhärte), die vergleichbar mit einer Parkettoberfläche aus dem "härteren" Laubholz ist. Ein typischer RE-Klotz besitzt Abmessungen in der Höhe zwischen 22 und 80 mm, in der Breite 40 bis 80 mm und in der Länge 40 bis 120 mm. Bei WE-Pflaster ist eine Höhe ab 30 mm vorgeschrieben, bei Staplerverkehr ab 40 mm. Für GE-Holzpflaster empfiehlt die DIN "noch gröbere Klötze".

Im Unterschied zu Parkett ist die Einbaufeuchte von Holzpflaster nicht vorgegeben, sondern "nach dem zu erwartenden Raumklima festzulegen". Zu bedenken ist, dass Spannungen aus Feuchteänderung in beide Verlegerichtungen wirksam werden. Berechnet wurden hier Spannungen bei Auffeuchtung entsprechend einer Gewichtskraft von 1900 kg.

Untersuchungen bei verschiedenen Raumluftänderungen ergaben, dass Holzpflaster in nur wenigen Tagen Feuchte aufnimmt und sich anpasst, während Parkett bei gleicher Dicke dafür Monate braucht. Ein 40 mm Nadelholzpflaster hat somit in etwa die Dynamik eines 10 mm Buche Parketts - zusätzlich sind die wirkenden Kräfte um den Faktor 2 bis 4 größer als bei Buche.

Lackschichten auf der Oberfläche von Holzpflaster schirmen deutlich schlechter ab als auf normalem Parkett. Öle haben überhaupt keinen merkbaren Effekt als Diffusionsbremse.

Kleben von Holzpflaster

Ein Klebstoff ist nur dann ein Holzpflasterklebstoff, wenn der Hersteller ihn ausdrücklich als geeignet benennt. Das besagt die DIN 68702. In der TRGS 610 gibt es dazu die Anmerkung: "In der Praxis haben sich hartplastische, schubfeste Klebstoffe und bei Stapler und Fahrzeugverkehr weichplastische Klebstoffe bewährt."

Im Einsatz bei Holzpflaster RE und WE sind klassische Lösemittelklebstoffe, Dispersionsklebstoffe (mit zum Teil größerem Bindemittelanteil und größerer Härte), sowie 2K- und 1K-PUR-Klebstoffe.

Um dem Holzpflaster WE und GE "freies Arbeiten" zu gewähren, sind hier (und nur hier) weichplastische, dispergierte Klebstoffe empfohlen. Ihre Idee geht auf die bis 1998 verwendeten, krebserzeugenden Teerklebstoffe zurück.

Im Vergleich hart- und weichplastischer Klebung ergeben sich im Test Unterschiede:
Bei der Verklebung von Holzpflaster können Benetzungsprobleme auftreten. Das liegt am "Flaum" zwischen den Jahresringen. Besonders bei einem mit stumpfer Säge geschnittenen Fichte-Pflaster hat dieser "Bart" eine Länge von mehr als 1 mm. Wegen dieser schlecht zu benetzenden Oberfläche besitzen spezielle Holzpflasterklebstoffe häufig einen eher schlechten Rippenstand.

Verlegung

Holzpflaster RE wird ähnlich wie Parkett verlegt. Einzige Besonderheit: Um gute Benetzung zu garantieren, eine lange offene Zeit zu bewirken und das Arbeiten des Holzes besser zum Untergrund zu vermitteln, wird in der Regel ein hoher Klebstoffeinsatz benötigt.

Die Rahmenbedingungen bei Holzpflaster GE sind häufig anders. Typischerweise liegt ein Betonboden oder ein Verbund-estrich vor. Beide trocknen sehr langsam. Für Neubauten ist daher fast immer eine Dampfsperre aus Epoxidharz notwendig. Ist der Untergrund dergestalt abgesperrt, geht alles Wasser aus dem weichplastischen Klebstoff in das Holz. Wegen der starken Ausquellung in den ersten Tagen ist also ein ausreichender Wandabstand wichtig. Wird Holzpflaster in Verlegeeinheiten verlegt, muss man die Streifen vordehnen, damit sie sich später nicht blockartig abzeichnen.

Zusammenfassung und Empfehlungen

Hartplastisch geklebtes Holzpflaster benötigt sehr feste Untergründe.

Bei weichplastischer Klebung kann das Holz frei arbeiten. Die Fläche wird sich so ausdehnen, wie es der Auffeuchtung im Jahresmaximum entspricht.

Es empfiehlt sich, von vorn herein die Einbaufeuchte entsprechend hoch anzusetzen. Der Unterboden wird durch das Arbeiten des Holzes nicht belastet. Nur durch Schlagbelastungen des Holzpflasters kann man ihn schädigen.

Fugen sind bei Holzpflaster breiter als bei Parkett. Sie reichen bei hartplastisch geklebtem RE im Mittel bis 1 mm und bei weichplastisch geklebtem WE und GE bis 3 mm. Diese sollen nicht mit Sand, sondern mit Sägespänen oder Korkmehl ausgekehrt werden.

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Freie Quellung

Bei einem Raum mit 10 m Breite und einer Holzfeuchteänderung von 3 % dehnt sich ein Fichte-Holzpflaster 8,7 cm aus.

Das entspricht 2 bis 3 Klotzbreiten. Zur Vermeidung unliebsamer Überraschungen ist der Einsatz von "eingesägten" Klötzen im Randbereich als "Sollbruchstelle" angezeigt.

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Das muss man beachten:

- Holzpflaster arbeitet schnell und heftig.
- Der Unterboden muss fest sein.
- Ein hoher Klebstoffverbrauch ist nötig.
- Einbau der Klötze mit angepasster, hoher Feuchte.
- Wechselnde Raumluftzustände durch "Sicherungsklötze" vorgreifen.

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Weichplastischer Klebstoff

Bei Belastung "fließt" der Klotz auf dem Klebstoff.
Beim Abschlagversuch vom Estrich sind viele Schläge nötig. Der Klotz bricht in Teile.

Hartplastischer Klebstoff

Federt schlagartige Belastung nicht so gut ab.
Ein kräftiger Schlag reicht, um den hart geklebten Klotz in Gänze abzulösen.
aus Parkett Magazin 02/02 (Bodenbeläge)