Interview mit Manfred Walder, Gründer des Planungsbüros Konturgut

"WPC kann fünf Dinge mehr als Holz"


Produkte aus dem Kompositwerkstoff WPC stehen hoch im Kurs. Das 'W" in WPC steht für Holz. Aber es gibt auch andere Zutaten für das Natur-Kunststoff-Gemisch, Bambus beispielsweise (BPC) oder Reishülsen (Resysta). Die Entwicklung schreitet voran. Auf dem 5. Deutschen WPC-Kongress im Dezember in Köln haben neun Hersteller aus Deutschland, China, USA, Finnland und Portugal ihre jüngsten Granulat-Entwicklungen vorgestellt. Ausgewählte Produkte gingen in einen Wettbewerb - mit WPC als Basis für Spielzeug, als Rahmen für Fenster und Küchensysteme, Leichtbau und mehr. Manfred Walder, Gründer des Planungsbüros ,Konturgut - Hochstand zur Raumbildung in Wörgl, Tirol, hält WPC für den zeitgemäßen Werkstoff zur Bodengestaltung im Freien. Im Bemühen, alltagstaugliche, funktionierende Outdoor-Gestaltungen zu finden, hat er eine provokante Meinung zu reinem Holz.

PiH: Herr Walder, Tirol ist eine Region, in der Holz als Baumaterial eine lange Tradition hat. Sie setzen jedoch in Außenbereichen wie bei Terrassen oder Schwimmbadumrandungen bevorzugt WPC-Dielen ein. Warum?

Manfred Walder: Weil Menschen wollen, dass ihre Gebäude funktionieren, bestmöglich und auf lange Zeit. Und Holz funktioniert nicht mehr. Und wenn ein Material nicht funktioniert, dann muss ich ein anderes wählen, das den Anforderungen gerecht wird.

PiH: Und warum funktioniert aus ihrer Sicht Holz heute nicht mehr?

Walder: Weil es nicht mehr die Qualität hat. Früher hat man anderes Holz gehabt. Es wurde nur zu einer bestimmten Zeit gefällt, lange natürlich getrocknet und gelagert. Außerdem wurde fast ausschließlich Kernholz eingesetzt. Das ist heute schon rein logistisch nicht mehr möglich, wäre außerdem enorm teuer und auch gar nicht in den erforderlichen Mengen produzierbar. Stattdessen wird containerweise Holz angeliefert, das nicht die Qualität hat, die unseren Anforderungen entsprechen sollte. Auch das erweiterte Einfuhrverbot von Tropenholz zeigt uns, dass wir über Holz anders nachdenken müssen.

PiH: Wie haben sich die Anforderungen an einen Holzboden im Außenbereich verändert?

Walder: Er soll attraktiv und möglichst perfekt aussehen, langlebig und robust sein. Das funktioniert einfach nicht.

PiH: WPC-Dielen sind für Sie eine adäquate Alternative?

Walder: WPC kann aus meiner Sicht fünf Dinge mehr als Holz: Erstens ist es formstabil und schüsselt nicht; zweitens splittert es nicht; drittens ist es rutschfest - auch bei Nässe; viertens ist es weitgehend wartungsfrei und muss nicht geölt oder gestrichen werden. Dennoch behält es seine Farbe. All dies sind Faktoren, die wir Planer bei einer
Holzterrasse, Poolumrandung oder einem Bootssteg berücksichtigen müssen. Hinzu kommt, dass WPC Ressourcen schont, verfügbar und nachhaltig ist. Uns als Planer eröffnet das Material ein enormes Gestaltungs- und Anwendungsspektrum.

PiH: Was sollte ihrer Ansicht nach bei Architekten und Planern die Materialauswahl bestimmen?

Walder: Für mich geht es um Angemessenheit. Schließlich hat Bauen sehr viel mit Funktionen zu tun. An erster Stelle steht das nachhaltig Nutzbare, das Bauherren langfristig Freude machende Objekt. WPC ist für mich ein zeitgemäßes, durchaus authentisches Material und so muss ich das auch kommunizieren: Holz ist Holz und WPC ist WPC, Punkt! Ich setze beide Materialien ein, den Anforderungen und Bereichen entsprechend.

PiH: Sie sehen WPC also nicht als ein Material, das Holz nachahmen will?

Walder: WPC ist eine innovative Holz-Interpretation, eine moderne, zeitgemäße Produkt-Generation. Sie erfüllt Anforderungen an einen funktionierenden Außenbelag. Aus feinsten Holzfasern und aus einem umweltfreundlichen Polymer hergestellt, vereint das Material die Vorzüge von natürlichem Holz und pflegeleichtem Kunststoff. Also genau das Passende für Freiflächen, die bei unseren Witterungsbedingungen und Ansprüchen haltbar, pflegeleicht, umweltfreundlich und dabei auch noch ästhetisch sein sollen.

PiH: Holz ist nicht gleich Holz. Und WPC ist nicht gleich WPC. Was gilt es bei der neuen Produktgattung zu beachten?

Walder: Auch hier gilt die Qualität und nicht der Preis. Wer Geld ausgibt für eine neue Terrasse, der will etwas Gescheites. Es geht nicht um billig, sondern darum dass ich lange Freude an meiner neuen Terrasse habe.

PiH: Wie wichtig sind Prüfzeugnisse, etwa über Inhaltsstoffe, Rutschfestigkeitsklassen, Dauerhaftigkeit oder gesundheitlichen Unbedenklichkeit?

Walder: Total wichtig! Sie geben bei der Produktentscheidung Orientierung und Sicherheit. Innovative Hersteller, wie beispielsweise Naturinform, gehen mit der Zeit. Die Qualität der Produkte wird auch beim Verlegen deutlich - ästhetisch anspruchsvoll und objektgeeignet. Jede neue Situation verlangt nun einmal ihre Architektur und ihre Materialien!
aus Parkett im Holzhandel 06/13 (Holz)