IHD Institut für Holztechnologie Dresden gemeinnützige GmbH

Die Industrie stellt Verfahren vor


Im Rahmen des IHD-Fußbodenkolloquiums erhalten in Kooperation mit dem Institut arbeitende Unternehmen die Gelegenheit, aktuelle technische Entwicklungen vorzustellen. Das ParkettMagazin gibt hier einen kurzen Überblick.

Feuchtesmessung bei imprägnierten Papieren
Industrielle Feuchtemessung ist seit 1994 das Thema der Döscher Microwave Systems. Die Firma entwickelt und baut Apparaturen, die sich in der Holzwerkstoff-, Dekorpapier- und Folienindustrie einsetzen lassen. Die Funktionsweise beruht auf der Mikrowellen-Resonanz-Technologie. Diese arbeitet mit dem Wassermolekül, das einem elektromagnetischen Feld folgt, während das Gerät den Energieübertrag misst und eine Aussage über die Feuchtigkeit machen kann. Während einem elektromagnetischen Feld Energie entzogen und in Bewegungsenergie umgewandelt wird, bestimmen Sensoren die im Werkstoff enthaltene Anzahl von Wassermolekülen. Diese Messtechnik (Venscan) ist berührungslos und wird in Imprägnier-, Beschichtungs- und Schleifstraßen sowie in der Parkettproduktion eingebaut.

Thermoplastisches Oberflächenmaterial für mehrschichtig modulare Fußböden
TOM lautet das Kürzel für Thermoplastisches Oberflächenmaterial. Dahinter stehen Vinylböden (LVT), deren Aufbau vielschichtiger ist, als es die dünne Ware vermuten lässt: Gegenzug, Träger, Dämpfungsschicht, Dekorschicht und eine Nutzschicht mit oder ohne Struktur liegen aufeinander. Surteco Dekor zielt in der Entwicklung auf einen Aufbau ohne Melamin, Phenol, PVC, Formaldehyd und Papier. Die neue TOM-Technologie beginnt mit einer mikroporösen, multifunktionalen Membran als Trägerschicht, die im nächsten Schritt auf verschieden Art bedruckt wird. Darauf kommt eine transparente, zweilagige TPU-Nutzschicht, die UV-resistent und strukturierbar ist und im Unterschied zu Melamin eine warme Haptik besitzt. Verarbeitet wird der Aufbau mit reaktiven PUR-Klebstoffen mittels Kaschierung oder in der Kurztaktpresse. Die Lieferbreite beträgt bis 2.120 mm.

UV-Beschichtung zur Renovierung elastischer Bodenbeläge
Auch elastische Bodenbeläge müssen eines Tages renoviert werden. Wie das funktionieren kann, hat der Beschichtungshersteller Loba in einem geförderten Projekt gemeinsam mit dem IHD untersucht. Dabei geht es um die Nachversiegelung einer grundgereinigten, leicht angeschliffenen Oberfläche vor Ort mit einer UV-gehärteten, hochvernetzenden Lackschicht, die direkt nach dem Auftrag trocken und begehbar ist. Die Anforderungen an diesen Lack enthalten eine überdurchschnittliche Widerstandsfähigkeit gegen im Belag enthaltene Weichmacher, gegen Reinigungs- und Desinfektionsmittel, wirksamen Fugenschutz gegen eindringende Nässe, Elastizität ohne Weißbruch, gleichmäßigen Glanzgrad, Rutschsicherheit, Formstabilität sowie hohe Abrieb- und Kratzbeständigkeit. Im Gegensatz zu den für Parkett existierenden Lacksystemen musste hier eine neue Rezeptur entwickelt werden, um den veränderten Haftungs-, Elastizitäts- und Gebrauchseigenschaften Rechnung zu tragen.

Braucht ein LVT-Boden Unterlagen ?
Ist der Untergrund bei der Verlegung von schwimmenden Klick-Vinylböden nicht absolut eben, zeichnen sich die Auswirkungen an der Oberfläche ab. "Telegrafie-Effekt" nennt man dieses unschöne Ergebnis. "Zumindest punktuelle Unebenheiten bis zu 1 mm kann eine Unterlage ausgleichen", weiß Gert Bauerfeind, Abteilungsleiter Anwendungstechnik bei Selit. Auch die mechanische Belastung der Klickverbindung würde verringert. Eine LVT-Unterlage müsse aber wegen geringerer Lastverteilung höheren Druck aufnehmen können als eine Laminatunterlage. Überhaupt solle man Oberbelag und Unterlage stets als Gesamtsystem betrachten. Nur so ließe sich eine dauerhafte und schadensfreie Funktion des Bodenaufbaus gewährleisten. Eines aber bleibt klar: eine normale Unterlage stellt keinen ebenen Untergrund her. Das kann nur eine professionelle Spachtelung.
aus Parkett Magazin 03/16 (Wirtschaft)