Ausbildungsbetrieb Heil-Parkett in Bensheim

Vom Rechtsanwaltsgehilfen zum Parkett-Gutachter


Rechtsanwaltsgehilfe, Parkettlegermeister, Großhändler - das sind die Schritte in Walter Heils ungewöhnlichem Werdegang. Heute führt er mit seinem Sohn Christian den Ausbildungsbetrieb Heil-Parkett in Bensheim. Er kümmert sich um die Verlegeabteilung, während sein Sohn den Großhandel verwaltet. Beide Geschäftszweige laufen reibungslos nebeneinander, Mitbewerber schicken sogar Kunden zur Beratung in die Ausstellung.

Die Türklingel schellt. Kunden betreten den Ausstellungsraum des Unternehmens Heil-Parkett. Zwischen Parkett von ter Hürne, Ziro, Weitzer und Scheucher fällt ihnen die Auswahl nicht leicht. Sofort ist Walter Heil zur Stelle. "Wir verlegen vor allem in Privaträumen. Daher ist eine gute Beratung das A und O", erklärt der 69-jährige Parkettlegermeister.

Neben Endverbrauchern wird Heil-Parkett auch von anderen Handwerksbetrieben aufgesucht, denn das Unternehmen agiert zweigleisig und fungiert auch als Großhändler. "In unserer 300 m2 Halle lagern 10.000 m2 Bodenbeläge", sagt Christian Heil. Der studierte Betriebswirt ist für den Großhandel verantwortlich, der Parkettleger, Schreiner und Holzhändler in einem Umkreis von 100 km bedient.

Aktueller Bestseller ist die naturgeölte Landhausdiele Eiche Country; Christian Heils Favorit ist aber ein anderes Produkt, der mineralische Designboden Ceralan von Ziro: "Der sieht top aus und kann überall per Klick-Technik verlegt werden, sogar in Feuchträumen." Im Lager findet sich dennoch überwiegend Parkett. Christian Heil schlägt seinem Vater vor, was in der Ausstellung gezeigt und was im Lager vorgehalten wird.

Großhandel und Verlegebetrieb laufen parallel

Wieder läutet es an der Ladentür. Ein kurzer Blick von Walter Heil, doch einer seiner Mitarbeiter nimmt sich der Kunden an. "Begonnen habe ich als Ein-Mann-Betrieb, inzwischen beschäftigen wir 13 Mitarbeiter." Neun kümmern sich um den Großhandel und den kaufmännischen Teil, darunter auch Walter Heils Frau Barbara, die anderen fünf sind unter Leitung von Walter Heil für die Verlegung zuständig.

"Richtig gestartet bin ich 1998 - ein Jahr, nachdem ich Parkettlegermeister geworden bin", blickt er zurück. Dabei kam er ursprünglich gar nicht aus dem Handwerk. Nach der Ausbildung zum Rechtsanwaltsgehilfen arbeitete er als Abteilungsleiter im Holzhandel und im Außendienst für einen Parketthersteller. Doch es zog ihn zum Holz. Er versuchte erste Schritte als Parkettleger in Nebentätigkeit. Das lag in der Familie, Walter Heils Vater war Zimmermann. "Überall im Haus standen Muster herum. Das Kinderzimmer war ein Ausstellungsraum und in der Garage stapelten sich die Werkstoffe", erinnert sich Christian Heil.

Hohe Kompetenz in der Renovierung

1999 zog das Unternehmen an seinen heutigen Standort in die Zeppelinstraße 25. Einen Namen machte sich der Innungsbetrieb in den Folgejahren vor allem in der Renovierung. Der Durchbruch war die Rettung des Parketts im Bensheimer Amtsgericht, für das Walter Heil eine ungewöhnliche Idee hatte: Statt 200 m2 historisches Pitch Pine-Fischgrätparkett herauszureißen, bohrte er es auf und unterspritzte es mit Klebstoff. Seitdem wird Heil Parkett häufig für denkmalgeschützte Gebäude angefragt und empfohlen.

2004 kam der Großhandel dazu, für den ein Außendienstmitarbeiter in der Region unterwegs ist. "Wir boten damals schon eine Serviceleistung an, die bei vielen Baumärkten heute Standard ist - die Verlegung", sagt Christian Heil. Wieder klingelt es. Ein Handwerker hat seine Kunden zu Heil-Parkett geschickt, um sie beraten zu lassen - eine absolute Besonderheit des Großhändlers. "Wir garantieren, dass wir die Kunden nicht abwerben", sagt Walter Heil. "Und beraten nach den Listenpreisen unserer Mitbewerber", ergänzt Christian Heil. Ein Gewinn für beide Seiten, denn nicht jeder Handwerker hat einen Ausstellungsraum von 250 m2. Seine Mitbewerber lernt Walter Heil vor allem auf Innungstreffen und durch seine Tätigkeit als Gutachter kennen.

Er sieht die "Doppelgleisigkeit" des Betriebs als große Stärke. Zumal auch in beiden Bereichen ausgebildet wird. "Unsere Kaufleute sind fast alle nach der Ausbildung bei uns geblieben und können den Betrieb fast alleine organisieren", erklärt Walter Heil stolz. In der Verlege-Abteilung ist das nicht so. Dort fehlt ihm eine Führungskraft, die ihn ersetzen kann, wenn er in Rente geht. Gern würde er Michael Stangl, derzeit Auszubildender im dritten Lehrjahr, dafür einarbeiten, denn er hält große Stücke auf ihn. Doch dieser will zurück in seine Heimat Bayern, um sich dort selbstständig zu machen. "Wir haben stattdessen einen Parkettlegermeister eingestellt, damit er meine Abteilung übernimmt." Und das ist notwendig, denn Aufträge gibt es genug. Wie zum Beweis erklingt erneut die Türglocke.
aus Parkett Magazin 06/17 (Wirtschaft)