PVC-freie Bodenbeläge

Vereinsgründung wird ausgelotet

Beim dritten Treffen des Initiativkreises PVC-freie Bodenbeläge wird den Teilnehmern bewusst, wie unterschiedlich sie das Thema konkret bewerben möchten. Das gemeinsame Ziel ist allen -jedoch so wichtig, dass ausgelotet werden soll, ob ein Verein sinnvoll ist.

Der Initiativkreis PVC-freie Bodenbeläge hat sich Ende April 2018 zum dritten Mal getroffen. Nach dem SN-Verlag im Mai 2017 in Hamburg und Classen im Oktober des selben Jahres in Kaisersesch war nun Forbo Flooring in Paderborn Gastgeber. Die Idee für diese Initiative hatten die drei Unternehmen Classen, Meisterwerke und Upofloor gemeinsam mit dem Unternehmens-berater Karl-Heinz Scholz. Ziel der Gruppe ist es, PVC-freien Bodenbelägen mehr Aufmerksamkeit und bei allen Entscheidern mehr Relevanz zu verschaffen.

Teilnehmerkreis
wächst weiter

Dieses Ziel wurde insoweit schon erreicht, als dass zu jedem weiteren Treffen neue Unternehmen dazu gestoßen sind. Auch in Paderborn war die Hälfte der Teilnehmer zum ersten Mal dabei. Darunter waren prominente Namen aus der Industrie wie Hamberger - Deutschlands größter Parketthersteller -, Novalis - einer der größten chinesischen und damit welt-weiten LVT-Hersteller - und Linoleum--Weltmarktführer Forbo Flooring. Interesse am Thema hatten auch Dr.Frank Brozowski, der beim Bundesumweltamt u.a. alle Normungsthemen bei der Vergabe des Umwelt-zeichens Blauer Engel für Bodenbeläge betreut, sowie Dr.Roland Augustin, der bis Ende April 2018 Geschäftsführer des Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) gewesen ist und sich u.a. mit den Themen Emissionen aus Bauprodukten und Gesundheitsschutz beschäftigt.

Angesichts dieser und vorheriger Teilnehmerlisten hat der Initiativkreis zur richtigen Zeit ein relevantes Branchenthema besetzt, das vor allem immer mehr Bodenbelagshersteller für sich entdecken. Beim Treffen in Paderborn zeigte sich aber so deutlich wie bei keiner Zusammenkunft zuvor, dass dieser Zuspruch zum jetzigen Zeitpunkt Fluch und Segen zugleich ist. Je beliebter und größer der Initiativkreis wird, desto heterogener wird gleichzeitig seine Zusammensetzung und in der Folge die Agenda.

Unterschiedliche
Marktzugänge

Die in Paderborn versammelten Hersteller haben beispielsweise unterschiedliche Zielgruppen für ihre PVC-freien Bodenbeläge. Die einen setzen stark auf das Handels-geschäft, die anderen sind ausschließlich im Objekt-vertrieb über Ausschreibungen aktiv. Das macht es schwierig, eine gemeinsame Stoßrichtung innerhalb der inhaltlichen Klammer "PVC-freie Bodenbeläge" zu finden.

Der Initiativkreis kann sich bisher auch nicht einigen, ob und wie deutlich man die in der öffentlichen Diskussion stehenden Nachteile und Risiken von PVC-haltigen Bodenbelägen benennt. Hier geht es vor allem um die Themen Chlorchemie und Weichmacher. Die teilnehmenden Hersteller, die sowohl PVC-freie als auch PVC-haltige Produkte in ihrem Sortiment führen, stecken hier in einer Zwickmühle und wollen PVC-Beläge nicht frontal angreifen.

Uneins bei konkreten Maßnahmen

Die Teilnehmer sind bei der absolut zentralen Frage, was der Initiativkreis neben regelmäßigen Treffen zukünftig konkret leisten soll ebenso unterschiedlicher Meinung. Einige Anwesenden wollen die Gruppe als lose inhaltliche Plattform verstanden wissen - als gemeinsamen Nenner -, von der aus jedes einzelne Unternehmen selbst zu seinen Zielgruppen kommuniziert.

Andere können sich vorstellen, dass der Kreis in einer festeren organisatorischen Struktur wie beispielsweise einem Verein selbst generische Werbekampagnen unter einem einheitlichen, selbst entwickelten Logo "pro PVC-freie Bodenbeläge" durchführt. Die Kampagnen würde dann von allen Teilnehmern gemeinschaftlich finanziert werden.

Eine diskutierte Idee war, dass alle Unternehmen des Kreises ihre Produkte einheitlich unter dem Ober-begriff PVC-frei und den zusätzlichen Attributen chlorfrei und weichmacherfrei bewerben. In der konkreten Vertriebsarbeit könne jeder Hersteller positive Eigenschaften der eigenen Beläge kommunizieren und damit den Oberbegriff PVC-frei individuell positiv aufladen.

Die Unternehmensvertreter diskutierten diese Themen in Paderborn ausführlich und offen. Dabei wurde klar, dass sie aktuell unterschiedliche Auffassungen darüber haben, was der Initiativkreis in welcher Form in Zukunft konkret machen soll.

Vereinsgründung
wird geprüft

Ausnahmslos alle Teilnehmer betonten jedoch, dass ihnen das Ziel der Initiativkreises strategisch so wichtig ist, dass sie trotz der momentanen Meinungsverschiedenheiten einen gemeinsamen Schritt tun wollen: Bis zum nächsten Treffen vor der Sommerpause wird ein Notar beauftragt, einen Satzungsentwurf für die mögliche Gründung eines gemeinsamen Vereins vorzulegen. Darüber soll dann bei der Zusammenkunft entschieden werden. Bis dahin wollen alle Gesprächsteilnehmer in ihren jeweiligen Unternehmen klären, welche finanziellen Mittel für die Initiative bereitgestellt werden können.

Denn bei allen unterschiedlichen inhaltlichen Ansichten: Alle sind sich einig, dass - egal was der Initiativkreis in Zukunft tut - ein Budget und eine organisatorische Klammer beispielsweise in Form eines Vereins von Vorteil sind. Denn der Initiativkreis muss als juristische Person agieren können, wenn er nach außen auftreten und handeln soll. Dabei ist es egal, ob der Kreis "nur" ein gemeinsames Logo haben möchte oder sich früher oder später entschließt, eine generischen Kommunikationskampagne pro PVC-freier Bodenbeläge zu starten. | jochen.lange@snfachpresse.de


Initiativkreis PVC-freie Bodenbeläge
Der "Inititiativkreis PVC-freie Bodenbeläge" möchte für Übersicht, Orientierung und Transparenz sorgen auf dem Markt für Bodenbeläge ohne PVC. Die Teilnehmer haben sich das Ziel gesetzt, Branche und Öffentlichkeit gleichermaßen darüber zu informieren, welche Vorzüge Bodenbeläge haben, die auf PVC als Inhaltsstoff verzichten. Das soll allen relevanten Entscheidern helfen, eine bewusste Kaufentscheidung treffen zu können - sowohl im Geschäft B2C als auch B2B. Die Idee für dieses Engagement hatten die drei Unternehmen Classen, Meisterwerke und Upofloor gemeinsam mit dem Unternehmensberater Karl-Heinz Scholz. Dieser feste Kern trifft sich mit wechselnden Vertretern aus Industrie, Handel, Handwerk, Verbänden und Institutionen.
aus BTH Heimtex 06/18 (Bodenbeläge)