Anhaltender Aufwärtstrend auf dem US-Markt für Bodenbeläge


Seit 2011 wächst der Bodenbelagsmarkt in den USA. Zuletzt verzeichneten sämtliche Produktgruppen steigende Absatz- und Umsatzzahlen. Ein Ende der positiven Entwicklung ist nach Einschätzung von Marktforschern vorerst nicht abzusehen.

Erneut aufwärts ging es 2017 nach Berechnungen von Catalina Research mit dem US-Markt für Bodenbeläge. Die Fachzeitschrift Floor Covering Weekly (FCW) veröffentlicht die Zahlen des Marktforschungsinstituts und berichtet von einer Steigerung bei den Umsätzen von 4,8 % gegenüber 2016. Nach sieben Jahren des Wachstums hat der Markt damit ein Volumen von 25,4 Mrd. USD (21,8 Mrd. EUR) erreicht. Die Verkaufsmengen konnten da nicht ganz mithalten, sind aber ebenfalls gestiegen: um 3,7 % auf 2,1 Mrd. m2.

Positive Entwicklungen gibt es derzeit im privaten Sektor. Die US-Amerikaner blicken zuversichtlich in die Zukunft. Das schlägt sich in höheren Investitionen für Renovierungen nieder, aber auch in einer verstärkten Neubautätigkeit bei Einfamilienhäusern. Letztere hat Rückgänge beim Neubau von Mehrfamilienhäusern mehr als nur kompensiert.

Weniger dynamisch läuft es im Objektgeschäft. Hier gibt es zwar noch Zuwächse, aber sie fallen deutlich geringer aus als in den vergangenen Jahren.

US-Handelsbilanz
bei Bodenbelägen negativ

Die insgesamt steigende Nachfrage können die einheimischen Hersteller nur bedingt bedienen - auch weil die Käufer statt textiler Beläge zunehmend auf (häufig modulare) Alternativen aus anderen Produktgattungen umschwenken, allen voran Designbeläge in ihren unterschiedlichen Variationen. Entsprechende Produktionsstätten gibt es in den USA (noch) nicht in ausreichender Zahl, also muss importiert werden. Und hier droht Ungemach durch die "America first"-Politik des Präsidenten und den damit verbundenen angekündigten oder bereits eingeführten Zöllen vor allem auf chinesische Produkte. Bezogen auf den Verkaufswert kommen 44 % der in die Vereinigten Staaten importierten Bodenbeläge aus dem Reich der Mitte; ihr Anteil am Gesamtmarkt liegt bei 16,1 %, bei elastischen Belägen sind es annähernd 50 % und bei Designbelägen sogar zwei Drittel. Zollerhöhungen um bis zu 25 % hätten massive Auswirkungen auf den Markt und würden die Versorgungslage verschlechtern. Denn laut Catalina Research benötigen US-Hersteller vor allem bei den angesagten Rigid Core-Belägen Zeit und Erfahrungen, bevor sie die Kapazitäten ihrer neuen Werke voll auslasten können.
Insgesamt ist die US-Handelsbilanz bei Bodenbelägen damit auf absehbare Zeit negativ. Ausfuhren von 1,3Mrd. USD standen 2017 Einfuhren von 9,3 Mrd. USD gegenüber. Bezogen auf die Menge ist das Verhältnis von Exporten zu Importen mit 115,8 Mio. zu 908,1 m2 in etwa dasselbe.

Unabhängig davon sieht Catalina Research ein anhaltendes Wachstum für den US-Markt in den kommenden fünf Jahren. 3 bis 4 % jährlich seien möglich. Eine Gefahr für den weiteren Aufwärtstrend bestehe aber in steigenden Zinsen.

Marktanteil elastischer
Beläge jetzt über 20 Prozent

Gewinner des Bodenbelags-Hausse in den USA sind eindeutig die elastischen Beläge, wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung. Ganz weit vorn liegen Designbeläge, die Wachstumsraten in den Zwanzigern bei Menge und Wert vorzuweisen haben. Neuentwicklungen wie Rigid Core sorgen für zusätzlichen Schub.

Ohne das Trendprodukt LVT liefern PVC-Böden immer noch eine starke Performance ab, bei allerdings rückläufigen Durchschnittspreisen. Linoleum, Gummi und in der Systematik von Catalina Research auch Kork laufen der Marktentwicklung hinterher. Über alle Produktgruppen hinweg haben elastische Bodenbeläge 2017 ein Umsatzplus von 16,3 % auf 4,3 Mrd. USD geschafft. Die Menge ist auf 440 Mio. m2 (+10,8 %) angewachsen; der Marktanteil hat die 20 %-Marke überschritten.

Ob und wie die Erfolgsgeschichte weitergeht, dürfte nicht zuletzt von der angesprochenen Entwicklungen im Zollstreit mit China abhängen. Wenn es zu Lieferengpässen oder steigenden Preisen kommt, werden die Karten neu gemischt.

Teppiche statt Teppichboden

Von mittleren einstelligen oder gar zweistelligen Zuwachsraten sind textile Bodenbeläge und abgepasste Teppiche weit entfernt. Bei den Steigerungen in der Umsatz- (+1,4 %) wie in der Mengenstatistik (+0,6 %) nehmen sie den letzten Platz ein. Zwangsläufig haben sie damit weitere Marktanteile an die Konkurrenzprodukte abgegeben. Aber sie bleiben mengen- und wertmäßig die größte und wichtigste Bodenbelagsgattung in den USA. Wobei darauf hingewiesen werden muss, dass in der Statistik von Catalina Research u.a. auch Produkte für die Automobil- und Luftfahrtbranche einfließen.

Erfolgreich waren die Hersteller zuletzt mit höherwertigen und entsprechend teureren Produkten, hat eine Umfrage von FCW ergeben. Der Durchschnittspreis ist binnen fünf Jahren leicht gestiegen. Mehr Innovationen fordert Tom Lape, President Mohawk Residential, von der Branche. Designbeläge zeigten, dass der Verbraucher positiv darauf reagiere. T.M. Nuckols, President Residential der Dixie Group, sieht aber auch das Marketing gefordert, die klassischen Vorteile textiler Beläge gleichermaßen gegenüber dem Handel und dem Verbraucher zu kommunizieren.

Wenn das nicht hilft, bleibt noch Diversifikation in Richtung elastischer Beläge. Zwei Beispiele aus den USA: Interface, Weltmarktführer bei Teppichfliesen, hat LVT seit 2017 im Sortiment und zuletzt mit der Übernahme von Nora Systems (Kautschukbeläge) überrascht. Wettbewerber Engineered Floors hat sich mit der amerikanischen Beaulieu Group Designbelags-Know how eingekauft. "Es ist wichtig, sich zu einem Komplettanbieter für Bodenbeläge zu entwickeln", gibt Michel Vermette, President Mohawk Commercial, die Zielrichtung vor. Reine Anbieter textiler Beläge seien nicht mehr zeitgemäß.

Während die klassische Auslegeware insgesamt an Bedeutung verliert, steigt das Interesse der Verbraucher an abgepassten Teppichen, die auf dem neuen Holzboden oder Designbelag immerhin etwas textile Wohnlichkeit verbreiten. Dieses Marktsegment wird ebenfalls von Importen bestimmt, zumeist aus China, Indien, Ägypten und der Türkei. Die Einfuhrmengen sind binnen eines Jahres um knapp 12 % gestiegen, die Durchschnittspreise jedoch gesunken. Neben den klassisch-stationären Vertriebswegen spielt hier das Internet eine zunehmend wichtige Rolle.

Das Objektgeschäft wird mehr und mehr mit Teppichfliesen gemacht. Binnen eines Jahrzehnts ist deren Marktanteil in diesem Segment von einem auf zwei Drittel angewachsen. Tendenz: weiter steigend. Die Produktionskapazitäten in den USA werden entsprechend ausgebaut. Und auch im Wohnsegment gäbe es Potenzial für den modularen Belag, meint etwa T.M. Nuckols.

Preisverfall bei Holzbelägen

Wie in Deutschland, mögen auch Amerikaner Böden, die nach Holz aussehen. Aber wie bei uns, muss es auch dort nicht zwangsläufig ein Holzboden sein. Die Konkurrenz durch Designbeläge sowie Keramikfliesen ist stark. Der Markt reagiert mit fallenden Preisen und so sind die Verkaufsmengen zwar überdurchschnittlich um 4,2 % gewachsen, die Umsätze aber nur um unterdurchschnittliche 2,0 %.

Hoffnung auf steigende Verkaufspreise macht den Marktforschern die sinkende Importrate. Hinsichtlich des Werts ist sie binnen eines Jahres von 28 auf 25 % zurückgegangen; in erster Linie seien davon Massivholzböden betroffen. Erzeugnisse aus einheimischer Produktion werden höherpreisiger verkauft. Ein Andauern des Zollstreits mit China könnte das Preisniveau zusätzlich heben. Branchenvertreter, die FCW zu Wort kommen lässt, weisen außerdem darauf hin, dass steigende Rohstoffpreise und Kosten für die Logistik an die Kunden weiter gegeben werden müssten.

Laminatböden ein Nischenprodukt

Angesichts eines Flächenanteils von 4,6 % sind Laminatböden in den USA ein Randthema. Die Umsätze liegen aber immerhin bei knapp 1 Mrd. USD. Gedeckt wird der Bedarf zu zwei Dritteln (68 %) mit Importen. Die kamen in der Vergangenheit vielfach aus China, bis ein Skandal um Formaldehyd-belastete Produkte das Vertrauen der Verbraucher erschütterte. Fünf Jahre lang sank die ohnehin geringe Marktbedeutung. Die Vertrauenskrise scheint mittlerweile überwunden. Kanada, Deutschland, die Schweiz und Chile sind als Lieferanten eingesprungen. Die Verkaufszahlen steigen, wenn auch unterdurchschnittlich. |thomas.pfnorr@snfachpresse.de

Die Statistik richtig lesen
Genau hinschauen heißt es bei dem statistischen Material, das Catalina Research vorlegt, denn die US-Marktforscher ziehen die Grenzen zwischen den Produktgruppen teilweise anders als wir es gewohnt sind. In den Zahlen für textile Bodenbeläge sind auch Produkte für die Automobil- und Luftfahrtindustrie, Kunstrasen und Badezimmermatten enthalten. Außerdem werden sie mit abgepassten Teppichen zusammengefasst. In "andere elastische Beläge" werden Bodenbeläge aus Gummi und Linoleum gezählt, aber auch Korkböden. Bei den keramischen Belägen wird nicht zwischen Fliesen für den Boden und die Wand unterschieden. Die tatsächlich auf dem Boden verlegten Mengen dürften daher erheblich geringer sein als die genannten Gesamtmengen.
aus BTH Heimtex 10/18 (Bodenbeläge)