Comeback eines Retro-Looks

Fischgrät: Ein echter Klassiker


Fischgrät ist ein Klassiker unter den traditionellen Verlegemustern. Galt dies früher ausschließlich für Parkett, findet die Musterverlegung mittlerweile zusätzlich Gefallen bei Verlegungen mit LVT, Laminat, textilen Planken und sogar keramischen Fliesen. Eines ist ihnen allen gemeinsam: Eine Fischgrät-Verlegung belebt Räume optisch und verschafft ihnen einen besonderen Auftritt. Fischgrät steht für Wertigkeit, Langlebigkeit und Tradition sowie im besonderen Maße für Handwerkskunst, denn eine so anspruchsvolle Verlegung können in der Regel nur Profi-Handwerker ausführen.

Woran denken Sie beim Stichwort "Fischgrät"? Die Fischgrät-Verlegung erinnert vielfach an die Renaissance mit ihren alten Villen oder Herrenhäusern. Seine Wirkung entfacht das klassische Verlegemuster insbesondere auf großen Flächen mit einem Lichtspiel von glänzend und matt erscheinenden Stäben. Nachdem die Fischgrät-Verlegung eine Zeit lang in Vergessenheit geraten war, erlebt der Retro-Look heute wieder ein Comeback und hält derzeit Einzug in private Flächen (hochwertiger Wohnungsbau) und gewerbliche Flächen (Shops, Hotels und Restaurants), was früher eher die Ausnahme war.

Was zeichnet Fischgrät aus?

Der Verlegetrend Fischgrät erzeugt eine ganz besondere Raumwirkung, denn er betont den Boden. Je nach Anordnung und Farbspiel kann das Muster eleganter oder lässiger wirken. Fischgrät hat sich entsprechend der Bodentrends über die Jahre weiterentwickelt und steht längst nicht mehr ausschließlich für Holz.

Vielmehr lässt sich Fischgrät heute flexibel und vielfältig mit neuen Materialien verlegen. Ganz aktuell setzen immer mehr Bodenbelagshersteller auf moderne Fischgrät-Verlegung mit LVT-Planken. Laminat, textile Planken, Mehrschichtparkett und sogar keramische Fliesen sieht man ebenfalls in dieser Musterverlegung.

Worin besteht die Herausforderung?

Die Verlegung von Fischgrät beginnt mit einer exakten Raumplanung und einem Schnurschlag. In der Regel platziert der Verleger in der Mitte des Raums den sogenannten Zopf - das ist die erste Bahn, bestehend aus einer Reihe rechter oder linker Stäbe bzw. Planken. Früher sprach man unter Parkettlegern beim rechter oder linker Stäbe auch von "Herz", "Brücke" und "Kopf", heute ist der "Zopf" gängiger. Der wohl schwierigste Part ist die Ausmessung und Ausrichtung des Zopfs. Ist dieser nicht hundertprozentig gerade, kann selbst eine kleine Haarfuge sich über die gesamte Fläche zu einer richtig großen Fuge summieren.

Ist der Zopf erst einmal ausgerichtet, wird von beiden Seiten "angebaut" und mit der Verlegung fortgefahren. Dabei ist es dann genauso ärgerlich, wenn sich der Zopf durch die weitere Verlegung wieder verschiebt und der Verleger korrigieren muss (das gelingt nur so lange der Belag noch nicht geklebt ist). Hier kommt der passende Klebstoff ins Spiel: Ein guter Klebstoff zur Fischgrät-Verlegung ist im Stande, relativ kurze Zeit nach der Verlegung die Stäbe oder Planken an Ort und Stelle zu halten, sodass ein Anarbeiten kein Problem mehr darstellt.

Das A und O einer Fischgrät-Verlegung sind die hohe Qualität der Belagsplanke und deren besondere Maßhaltigkeit - das gilt im besonderen Maße für LVT und Mehrschichtparkett. Bei Stabparkett kann der Parkettleger die eine oder andere Ungenauigkeit im wahrsten Sinne des Wortes kitten. Bei LVT und Mehrschichtparkett ist dies nicht möglich.

In der Regel sollten nur erfahrene Verleger eine Fischgrät-Verlegung in Angriff nehmen. Ein besonderes Augenmerk sollte dem Aufmaß des Raums gelten, damit es später kein Problem mit einem möglichen Fries oder in Durchgängen gibt. Da heutzutage die meisten Verleger in der Regel geradeaus legen, ist eine Fischgrät-Verlegung eine eher exotische Herausforderung. Das könnte sich allerdings mit einem anhaltenden Fischgrät-Trend in den kommenden Jahren durchaus verändern.

Mehr Design dank Designbelag

Da Luxury Vinyl Tiles, sprich LVT-Beläge, schon an sich modulare Planken sind, führt ihr Weg nicht an den klassischen Verlegemustern vorbei. LVTs haben den Vorteil, dass sich selbst in kleineren Räumen bereits interessante Wirkungen erzielen lassen. Im Vergleich zu Parkett ist die LVT-Verlegung sicherlich etwas einfacher, aber es werden die gleichen hohen Anforderungen an den Klebstoff gestellt.

Fugen im Designbelag mögen auf den ersten Blick den Gedanken an eine täuschend echte Imitation des originalen Holzbodens zulassen, bieten auf lange Sicht aber eher unzufriedene Kunden und Angriffsfläche für Reklamationen. Der Verleger sollte im eigenen Interesse Klebstoffe wählen, die eine dauerhaft fugenfreie und langlebige Fläche garantieren.

Fischgrät zum Klicken

Bislang war die schwimmende Verlegung von Fischgrät aufwendig. Der Handwerker musste vor der Verlegung rechte und linke bzw. Diele A und Diele B vorsortieren, weil nur diese per Klicksystem zusammenpassen. Ganz anders bei der Neuentwicklung von Unilin Division Technologies: Bei der neuen Verriegelungstechnik Unizip ist nur noch eine Dielenausführung nötig, weil die kurze Seite der einen Planke intuitiv mit der langen Seite der anderen Planke arretiert werden kann. Möglich macht dies eine spezielle Positionierung von Nut und Feder entlang der Dielen.

Noch ein Beispiel ist Fischgrät Click von Boen. Es handelt sich um eine dreischichtig aufgebaute kurze Diele, die im gleichnamigen Muster verlegt wird. Die Klickverbindung ermöglicht die schwimmende Verlegung des Parketts.

Welches Muster darfs denn sein?

Bei der Fischgrät-Verlegung kann zwischen zwei Verlegeoptionen gewählt werden: Bei der häufig gewählten 0-Zopfrichtung verlaufen die Fischgrät-Zöpfe parallel zu den Raumwänden, eine Verlegevariante die vielfach bei Parkett bevorzugt wird. Alternativ können die Fischgrät-Zöpfe im 45°-Winkel zur Wand verlegt werden.

Egal, ob 0- oder 45°-Zopf, zu Beginn empfiehlt es sich eine Hilfslinie einzusetzen. Zunächst werden links und rechts jeweils drei Dielenreihen hintereinander verlegt. So erhält man eine gute Basis für die weitere Verlegung parallel zu zwei Raumwänden. Mit Hilfe von Hilfslinien per Schnurschlag oder Maurerschnur kann die Flucht ermittelt werden.

Parkett contra LVT - wie unterscheidet sich die Verlegung?

Bei Parkett und LVT gibt es grundsätzlich keine Unterscheidung bei der Verlegung. Allerdings muss bei LVT der Untergrund zuerst vorgestrichen und gespachtelt werden. Beim Parkett-Fischgrät kann auf fachgerecht eingebauten Estrichen direkt verlegt werden. Unterschiede ergeben sich durch die materialtypischen Eigenschaften: Ein zerkratztes Parkett kann abgeschliffen und erneut beschichtet werden. Bekanntlich können auch elastische Beläge mittlerweile überarbeitet werden, aber bei einer kaputten Nutzschicht erfolgt in der Regel der Ausbau.

Und eine Gretchen-Frage zum Abschluss: Wie geht der Verleger mit einer Bewegungsfuge um? Einigkeit herrscht sicherlich darüber, dass ein Bewegungsfugenprofil in einer harmonischen Fischgrät-Verlegung "grausam" aussieht. Klar ist, dass man zunächst wissen muss, um welche Art Fuge es sich handelt. Erfahrene Verleger empfehlen, mit dem Bauherrn zu sprechen: Es kann in einem solchen Fall zu einem Riss im Belag kommen, wenn man einfach drüberlegt. Die Verlegewerkstoffindustrie bietet für diesen Fall Lösungen mit einem Rissgelege und einem Kleber an, die das Rissrisiko minimieren. Im Fall von Scheinfugen und Estrichfugen werden damit gute Erfahrungen gemacht. Bei Bauwerksfugen sollte man hingegen auf Nummer sicher gehen und diese mit entsprechenden Profilen in den Belag übernehmen. | FussbodenTechnik dankt den Anwendungstechnikern Maik Evers (Mapei) und Ulrich Weng (Uzin) für ihre wertvollen Verlege-Tipps.


Fischgrät oder Fischgrat - Was ist korrekt?
In der Bodenbranche hört man gleichermaßen die Begriffe "Fischgrät" und "Fischgrat". Stellt man auf den optischen Eindruck ab, wird jeder Laie sofort zustimmen, dass diese Musterverlegung an eine Fischgräte erinnert. Das erkennen nicht nur Fisch-Feinschmecker. Der englische Begriff "Herringbone" spielt ebenfalls auf die Ähnlichkeit der Optik mit einer Heringsgräte an. Spricht man mit Parkettlegern, kann aber genauso die Bezeichnung "Fischgrat" hören. Was ist korrekt oder war jemand zu faul für den Umlaut?

Wer sich die Mühe macht und in die Fachliteratur des letzten Jahrhunderts eintaucht, stößt auf das Fachbuch Parkett Teil 1 von 1977, das vom damaligen Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik herausgegeben wurde. Dort ist von Fischgrät die Rede. Gleiches gilt das Holzwissenschaftliche Jahrbuch Nr. 14 Parkett - Herstellung, Verlegung und Oberflächenbehandlung von 1964.

Im Zweifel gilt es Normen zu Rate zu ziehen. In der EN 13488 ist im Zusammenhang mit Mosaikparkett die Rede von Fischgrat. Also gibt es jetzt im Unterschied zu früher einen eindeutigen Normbegriff. Doch wer denkt, damit wäre das Rennen entschieden, der irrt. Die EN 13756 mit dem Namen "Holzfußböden-Terminologie" steht unter Muster 5.4: Fischgrätartig.

An dieser Stelle bleibt nur eins: Die Diskussion wird weitergehen. Ob Fischgrät oder Fischgrat, die Bodenbranche weiß, was gemeint ist und damit ist doch viel gewonnen.
aus FussbodenTechnik 04/19 (Bodenbeläge)