Tapetenbranche startet mit Elan ins neue Jahr


Hersteller und Verleger haben 2020 überwiegend mit stabilen Umsätzen abgeschlossen, manche gar mit leichten Zuwächsen. Für 2021 gehen sie von einer weiterhin positiven Entwicklung aus. Corona treibe die Nachfrage an.

Bei der Heimtextil 2020 in Frankfurt blickten die Tapetenanbieter noch sorgenvoll in die Zukunft. Mittlerweile hat sich die Stimmung gedreht. Nach einer Umfrage von BTH Heimtex bei ausgewählten Unternehmen beurteilt die Mehrheit die Entwicklung positiv und geht nach einer Stabilisierung der Lage im vergangenen Jahr insbesondere im Inland von einem leichten Plus in 2021 aus. Zurückzuführen sei dies vor allem auf die durch Corona ausgelöste Renovierungswelle, aber auch die Aktivitäten der Werbekampagne "Deutschland tapeziert". Deren dritte Tapetenwochen starten Mitte Januar (siehe Seite 68).

Da die Heimtextil 2021 von Januar auf Mai verschoben wurde, nutzen die Tapetenlieferanten die Möglichkeit, ihre Neuheiten zum Jahresanfang in BTH Heimtex zu präsentieren (ab Seite 74). Angesagt sind nach wie vor florale Muster, gern auch üppig. "Der bestehende Trend, die Wände mit Pflanzen zu schmücken, bleibt unverändert attraktiv", meint Felix Diener, Chefdesigner der Marburger Tapetenfabrik. Vintage und Digitaldruck nennt als weitere In-Themen Daniel Barth, Vorstandsvorsitzender des Gummersbacher Herstellers A.S. Création. Farblich ist alles dabei, trendig sind aber vor allem kräftige Töne und als Alternative pastellige Nuancen. Blau bleibt beliebt.

Die Marburger Tapetenfabrik in Kirchhain, im November 2020 stolze 175 Jahre alt geworden (siehe Seite 72), legte im vergangenen Jahr im Inland um 8,5 % zu. Die Umsätze im Ausland seien dagegen rückläufig. Insgesamt geht Inhaber Ullrich Eitel für 2020 davon aus, die Vorjahreszahlen zu erreichen. Für 2021 prognostiziert er ein leichtes Plus. "Die Corona-Pandemie wird die eigene Wohnung langfristig aufwerten", begründet er seinen Optimismus. Zudem habe sein Unternehmen unter der Regie von Kreativchef Felix Diener attraktive Kollektionen entwickelt. Für 2022 kündigte er ein neues Testimonial an. Einzelheiten dazu wollte der geschäftsführende Gesellschafter noch nicht verraten.

Unsicherheiten bei der Planung

Auch A.S. Création wird 2020 voraussichtlich auf Vorjahresniveau abschließen. "Angesichts der allgemeinen Umstände ein zufriedenstellendes Ergebnis", kommentiert Daniel Barth. "Unser Ausblick auf 2021 ist bei aller Planungsunsicherheit optimistisch, da wir ein Aufleben der Tapeten sehen - nicht nur durch Corona - und wir uns mit unseren Neuheiten, unseren Konzepten, unserem Service und vor allem mit unserem Team gut gerüstet sehen für die Zukunft."

Digitaldruck-Tapetenhersteller Komar aus Kolbermoor hat seine Umsätze in Deutschland im vergangenen Jahr erhöht und fühlt sich dadurch angespornt, weitere Neuheiten zu entwickeln. Doch die Zukunft sieht Geschäftsführerin Sabine Komar-Häusler mit gemischten Gefühlen: "Die Corona-Krise stellt auch unseren Betrieb nahezu täglich vor neue Herausforderungen. Sorgen bereiten uns insbesondere etwaige konjunkturelle Risiken aufgrund der schwer abschätzbaren langfristigen Auswirkung der Corona-Krise auf die Wirtschaft." Vor allem der Vertrieb durch Distributoren außerhalb der EU werde nachhaltiger unter der aktuellen Krisensituation leiden als der innerdeutsche Handel.

Krise setzt
Umdenken in Gang

"Wir sehen unserer Geschäftsentwicklung trotz oder gerade aufgrund von Covid-19 weiterhin positiv entgegen", meint dagegen Hubert Esser, Inhaber des Verlags Pro Ambiente in Meerbusch. Sein Unternehmen hat auf die durch Corona verursachten Verschiebungen und Ausfälle von Messen reagiert. "Auch wir haben uns selbstverständlich viele Gedanken gemacht, wie und in welcher Form wir Neuigkeiten präsentieren können." Soziale Medien wie Instagram spielten dabei eine große Rolle. "Insofern sind wir auch weiterhin positiv gestimmt und lernen, mit den Veränderungen durch Covid-19 umzugehen."

Dietmar Everding, Geschäftsführer bei Erismann in Breisach, zeigt sich auf Basis einer erfreulichen Bilanz ebenfalls zuversichtlich. "Nach den großen Umsatzzuwächsen in 2019, bedingt durch den Kauf der Design- und Markenrechte von P+S, konnte Erismann auch 2020 deutlich an Umsatz zulegen." Wie auch seine Mitbewerber betonen, habe Corona offenbar den Endverbraucher zu Renovierungen angespornt. Erismann reagierte auf die gute Entwicklung mit Neueinstellungen. Die Designer Petra Weyh und Peter Koeman gehören jetzt zum Team. "Wir sehen uns für 2021 gut aufgestellt, zumal wir neben dem Top-Testimonial Guido Maria Kretschmer mit Elle eine internationale Lizenz haben", sagt Everding.

Eine positive Tendenz zeigt sich auch bei Zierprofilhersteller NMC Deutschland, der in den vergangenen Jahren regelmäßig auf der Messe Heimtextil mit einem Stand in der Tapetenhalle vertreten war. "Die wirtschaftliche Entwicklung ist trotz der Corona-bedingten Maßnahmen wie einer eingeschränkten Reisetätigkeit durchweg positiv", betonen Ingo Lerch, Marketing & Business Development Manager Deutschland, und Andreas Wutka, Verkaufsleiter Deutschland, die nach dem Weggang von Adrian Smaza den Geschäftsbereich Design Elements leiten. Dieser werde in Deutschland deutlich wachsen. Das für 2020 angestrebte Umsatzziel dürfte nach den Worten des Führungsduos übertroffen worden sein.
| cornelia.kuesel@snfachpresse.de
Tapetenbranche startet mit Elan ins neue Jahr
Foto/Grafik: Erismann
Erismann hat mit Elle Decoration die erste Lizenzkollektion der gleichnamigen Einrichtungszeitschrift auf den Markt gebracht. Sie zeichnet sich durch zeitgemäße Eleganz aus.
aus BTH Heimtex 01/21 (Tapeten, Wandbeschichtungen)