Der Dauerläufer unter den Bodenbelägen

Kautschukböden haben ihren Preis. Entscheider in den Segmenten Bildung, Gesundheit, Industriebau und Transportation sind allerdings mehr denn je bereit, ihn zu bezahlen. Denn der Klassiker ist einer der robustesten Böden und punktet ebenso bei den Themen Design und Nachhaltigkeit.

Das Besondere an Kautschuk ist die einzigartige Mischung aus extremer Robustheit und dauerhafter Elastizität. Dieses besondere Profil basiert auf natürlichen Eigenschaften und dem chemischen Herstellungsprozesses der Vulkanisation (siehe Kasten Seite 54), der Gummiböden dauerelastisch macht. Daher benötigen Kautschukböden als Elastomerbeläge auch keine Weichmacher.

Da sie außergewöhnlich verschleißfest sind, werden Kautschukbeläge gerne auf hoch frequentierten und stark beanspruchten Flächen in öffentlichen, gewerblichen und industriellen Gebäuden installiert, in denen etwa auch Gabelstapler verkehren. Beispiele sind unter anderem Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser, Industrie- und Produktionsflächen, Labore, Schienenfahrzeuge und Schiffe, aber auch Büros, Kaufhäuser und Arztpraxen.

Kautschukböden sind nicht allein wegen ihrer funktionalen Eigenschaften gefragte Produkte. Die wichtige Zielgruppe der Architekten etwa fasziniert das puristische Erscheinungsbild des Klassikers. Dass der Belag zugleich im Stande ist, bunte und knallige Akzente zu setzen, zeigen die Referenzbilder ab Seite 56 eindrucksvoll.

Und noch zwei weitere Eigenschaften machen Kautschukböden interessant: ihre Wohngesundheit und Nachhaltigkeit. Denn das Thema gewinnt immer stärker an Bedeutung, gerade bei öffentlichen Bauvorhaben, betont der deutsche Weltmarktführer Nora Systems mit Werk in Weinheim. Bei der Auswahl von Böden für Schulbauten berücksichtigten Städte und Kommunen neben dem Einsatz von Produkten mit Umweltlabeln wie dem Blauen Engel, den Kautschukböden vorweisen können, zunehmend auch Gesichtspunkte wie CO2-Neutralität und Kreislaufwirtschaft. Dies habe auch eine im Frühjahr 2021 durchgeführte, nicht repräsentative Umfrage von Nora Systems ergeben, an der sich insgesamt 86 Kommunen und Landeshauptstädte beteiligten.

Bettina Haffelder, D/A/CH-Vertriebschefin von Nora, berichtet im Interview auf Seite 54, dass Kautschukböden besonders mit diesen Argumenten zuletzt Marktanteile hinzugewonnen haben. Dazu beigetragen hätten auch die Finanzspritzen von Bund und Ländern für die Städte und Kommunen während der Corona-Krise, die für Investitionen beispielsweise in die Bereiche Bildung und Gesundheit genutzt wurden.

Der Markt für Kautschukbodenbeläge ist in Deutschland 7bis 8 Mio. m2 groß. Es gibt immer wieder große Neubauprojekte, die mit mehreren Tausend Quadratmetern Gummiböden ausgestattet werden. Die D/A/CH-Region ist aber insgesamt betrachtet ein Renovierungsmarkt mit typischen Auftragsvolumina zwischen 300 und 1.000 m2. Davon geht der größte Teil nach wie vor als Bahnenware in den Markt, die vollflächig verklebt wird.
| Jochen Lange


Wo kommt der Kautschuk her?

Naturkautschuk wird aus der Latexmilch des Gummibaumes Hevea brasiliensis gewonnen. Die ursprünglich aus dem Amazonasbecken stammende Pflanze wird heute in vielen tropischen Ländern angebaut. Synthesekautschuk, auch Industriekautschuk genannt, ist ein Produkt der chemischen Industrie. Kleine Kohlenwasserstoffmoleküle - die Monomere - werden zu riesigen Kettenmolekülen polymerisiert. Durch gezielte Auswahl der Monomere können die Eigenschaften des Synthesekautschuks maßgeschneidert werden.


Welche Eigenschaften haben Kautschukbodenbeläge?
Quelle: Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB)

• abriebfest und strapazierfähig, weitgehend zigarettenglutbeständig
• dauerelastische Eigenschaften
• bei Kurzeinwirkung resistent gegen verdünnte Säuren und Laugen
• einige Produkte sind öl- und fettbeständig
• relativ unempfindlich gegen Kratzer und Einkerbungen
• hoher Dampfdiffusionswiderstand
• je nach Format und Nahtkantenausführung besondere Anforderungen an Klebstoff und handwerkliche Verlegung notwendig
•nur zur Verlegung auf trockenen, belegereifen Untergründen geeignet
Der Dauerläufer unter den Bodenbelägen
Foto/Grafik: Stephan Falk
Das Bildungswesen, hier die Integrierte Gesamtschule Erwin Fischer in Greifswald, ist ein zentrales Segment für Kautschukböden – in diesem Fall von Nora Systems.
Der Dauerläufer unter den Bodenbelägen
Foto/Grafik: Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge
Wie werden Kautschukböden hergestellt?

1. Die verschiedenen Bestandteile der Rezeptur wie etwa Synthese- und/oder Naturkautschuk, mineralische Füllstoffe sowie Farbpigmente werden in Knetern miteinander vermengt.

2. Die Masse läuft über Walzwerke, bis eine möglichst gleichmäßige Verteilung stattgefunden hat. Diese sogenannten Rohfelle werden kalandriert und der Vulkanisation zugeführt.

3. Die Vulkanisation ist der entscheidende Verfahrensschritt bei der Herstellung. Dabei werden die Polymerketten unter Ausbildung eines dreidimensionalen Netzwerkes miteinander chemisch vernetzt, klassisch mit elementarem Schwefel, Zinkoxid und Vulkanisationsbeschleuniger. Das entstandene Vulkanisat hat die typischen gummi- beziehungsweise dauerelastischen Eigenschaften. Aus der thermoplastischen Kautschukmasse ist das Elastomer geworden. Daher auch die Bezeichnung von Kautschukböden als Elastomerbeläge. Varianten mit profilierter Oberfläche werden in der Regel unter hohem Druck mit einer Vulkanisierpresse hergestellt; Bahnenware auf Durchlaufmaschinen (Auma).

4. Konfektionierung als Bahnenware oder Stanzlinge
Der Dauerläufer unter den Bodenbelägen
Foto/Grafik: Objectflor
Kautschukbodenbeläge von Objectflor sind frei von PVC, Schwermetallen, halogenen oder flüchtigen Weichmachern.
aus BTH Heimtex 11/21 (Handwerk)