Zuversicht in der Tapetenbranche

Die Verschönerung des eigenen Heims hat in der Tapetenbranche für Zuwächse gesorgt. Das Plus ging vor allem vom Fachgroßhandel aus, der während des Lockdowns öffnen konnte.

Trotz Corona-Lockdown ist die Tapetenbranche im Großen und Ganzen recht zufrieden mit der guten geschäftlichen Entwicklung in diesem Jahr. Diese ging vor allem vom Großhandel aus, der im Gegensatz zum Einzelhandel von den Schließungen im ersten Halbjahr nicht betroffen war. Sowohl in Deutschland als auch europa- und weltweit fällt die Umsatztendenz positiv aus, ergab eine Umfrage von BTH Heimtex bei ausgewählten Herstellern und Großhändlern. Diese zeigen sich für das kommende Jahr verhalten optimistisch. Sorgen bereiten den Marktteilnehmer allerdings die stark angezogenen Rohstoffpreise, auf die sie mit Preisanhebungen bereits reagiert haben oder die sie noch durchsetzen wollen.

"Deutschland entwickelt sich insgesamt sehr robust", betont Wolf Kappen, Geschäftsführer der Marburger Tapetenfabrik. "Das ist angesichts der monatelangen Schließungen erfreulich." In Europa sei der Umsatz stark gestiegen, "jedoch in Abhängigkeit starker Listungen bei Großkunden". Weltweit gebe es zwar Licht und Schatten, die Tendenz sei aber überwiegend positiv. Kappen gibt als Grund für die gute Entwicklung Investitionen in neue Produkte an. Zudem sei die Marburger Tapetenfabrik in Deutschland traditionell im Großhandel am stärksten, der auch während des Lockdowns geöffnet war.

Martin Schäfer, Geschäftsführer des Großhandels Schäfer Tapeten in Gütersloh, bestätigt Kappens Aussagen. "Als Vertriebsunternehmen für Deutschland und Österreich stellen wir eine gute Nachfrage nach Tapeten in diesem Jahr fest." Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass der Verbraucher infolge der Kontakteinschränkungen seinen Fokus auf das eigene Heim gerichtet habe. Auch mittelfristig würden die eigenen vier Wände eine wichtigere Rolle spielen als vor der Pandemie. Schäfer geht aber von einer "gewissen Konsolidierung" der Entwicklung bei weiterem Abklingen der Pandemie aus.

Auch Daniel Barth, Vorstandsvorsitzender von A.S. Création, sieht Chancen für das kommende Jahr und blickt verhalten optimistisch in die Zukunft: "Wir gehen davon aus, dass die Freude am Renovieren und Neueinrichten mit Tapeten anhält. Das eigene Zuhause ist wichtiger geworden und wird - hoffentlich - verstärkt mit Wandbekleidung dekoriert." Er verweist darauf, dass vor allem das erste Halbjahr 2021 erfreulich gelaufen sei, während es in den Sommermonaten eine leichte Delle gegeben habe. Das Sommerloch sei unter anderem auf die Ferien zurückzuführen, die die Verbraucher genutzt hätten, um endlich wieder zu verreisen oder sich mit Freunden draußen zu treffen.

Dietmar Everding, Geschäftsführer bei Erismann, ist sehr zufrieden mit dem ersten Halbjahr, insbesondere mit den Umsätzen im Export. "Allerdings glaube ich nicht, dass die Umsatzrückgänge im Inland im zweiten Halbjahr noch aufzuholen sind." Das Breisacher Traditionsunternehmen sieht sich gut aufgestellt, zumal zahlreiche neue Kollektionen erstellt wurden, darunter die beiden Lizenzkollektionen Guido Maria Kretschmer und Elle, die von einem umfangreichen Marketingkonzept begleitet werden.

Martin Erfurt, Geschäftsführer von Erfurt & Sohn, verweist auf die steigenden Rohstoffpreise. Um hohe Lieferquoten zu halten, seien Preisanpassungen nötig. Bei Erfurt & Sohn sei die Nachfrage trotz der Lieferengpässe zu 100 % bedient worden. So ist er insgesamt mit dem Geschäft in Deutschland, europa- und weltweit zufrieden. Das größte Wachstum sei im Fachgroßhandel sowie im Export verzeichnet worden, im DIY-Bereich habe es wegen der coronabedingten Schließungen einen leichten Rückgang gegeben. "Wir stellen fest, dass die Unternehmen, die sowohl stationär als auch online mit einem guten Auftritt punkten, sehr viel besser aufgestellt sind als nicht omnichannel agierende Unternehmen", betont Erfurt.

Ralf Peters, Vertriebsleiter D/A/CH/L und kommissarisch für das Marketing bei Grandeco zuständig, macht deutlich: "Aus Unternehmenssicht haben wir die Corona-Krise gut gemeistert." Deshalb schaue er zuversichtlich auf das kommende Jahr. "Durch den Zukauf des Unternehmens Wall Supply und den damit einhergehenden Synergien wachsen wir weiter und werden unsere Marktposition weiter ausbauen", prophezeit Peters. Grandeco habe intensiv daran gearbeitet, die Sortimente und das Profil des Unternehmens zu schärfen. Das werde sich positiv auswirken. Dennoch müsse festgehalten werden, dass der Markt seit Jahren rückläufig sei - auch wenn 2019 und 2020 sehr gut gelaufen seien. Die Ergebnisse dieser beiden Jahre stellten eine Ausnahme dar.
| Cornelia Küsel
aus BTH Heimtex 11/21 (Tapeten, Wandbeschichtungen)