SN-Home - 12/08

Sanierung "auf die sanfte Tour” gescheitert

Das Landesgericht Korneuburg hat am 2. Dezember das Konkursverfahren über das österreichische Großhandelshaus eröffnet, nachdem der Grossist am Vormittag Insolvenzantrag gestellt hatte. Zuvor waren Verhandlungen mit potenziellen Investoren und der öffentlichen Hand gescheitert. Der Vorstand hatte für das kommende Jahr einen Liquiditätsbedarf von 1,5 Mio. EUR für notwendige Investitionen und Restrukturierungsmaßnahmen benannt, doch Banken und Land hatten eine neuerliche Finanzspritze abgelehnt. Die Aktie der AG war bereits am 1. Dezember vom Handel an der Wiener Börse ausgesetzt worden. Zuletzt hatte das Papier bei 1,50 EUR notiert.

Zum Masseverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Helmut Platzgummer bestellt, der unverzüglich am 3.Dezember seine Tätigkeit aufnahm und versprach, dass der Betrieb nicht leichtfertig geschlossen werde. Von der Inku-Pleite sind 151 Mitarbeiter und 253 in- und ausländische Gläubiger betroffen. Die erste Gläubigerversammlung fand am 11. Dezember statt. Bis 5. Februar können die Gläubiger ihre Forderungen anmelden.

Auf der Inku lastet ein hoher Schuldenberg: Das Unternehmen selbst bezifferte seine Verbindlichkeiten auf 11,6 Mio. EUR, die die Aktiva von ca. 4,2 Mio. EUR bei weitem übersteigen. Danach beträgt die rechnerische Überschuldung 7,4 Mio. EUR. Ziel des Insolvenzverfahrens ist nun, das Unternehmen durch einen Zwangsausgleich (danach müssen mindestens 20 % der Forderungen innerhalb von zwei Jahren beglichen werden) zu sanieren und weiter zu führen.

Trotz der Insolvenz sollen die Geschäfte vorerst weiter laufen und der Service für die fast 3.000 Kunden aus Fachhandel und Handwerk aufrechterhalten werden. Nach Angaben des Vorstandes sind genügend liquide Mittel vorhanden, um den laufenden Betrieb sicher zu stellen. So sollen auch die ausstehenden November-Löhne und -Gehälter noch im Dezember nachgezahlt werden.

Inku litt seit Jahren unter massiven Umsatzeinbrüchen, die zu großen Teilen auf Management-Fehlern, falscher Einschätzung und mangelnder Anpassung an die Marktverhältnisse resultieren. Das Unternehmen blutete förmlich aus, der Umsatz schrumpfte von 114 Mio. EUR (2002) auf 33 Mio. EUR (2007), die Mitarbeiter-Zahl schmolz im gleichen Zeitraum von 700 auf noch gut 150 zusammen. Auch die Trennung von Teilen der Unternehmensgruppe wie der Verkauf der italienischen Aktivitäten und der deutschen Tochter Homentrend Inku, die heute als Gallion zur Steffel-Gruppe gehört, wirkten wie ein Tropfen auf dem heißen Stein nur als kurzfristige Erleichterung, weil die Kernprobleme nicht beseitigt wurden. Es wurde immer nur Kosmetik betrieben, doch hinter der Fassade bröckelte es unablässig weiter.

Schon im Jahresbericht 2007 hieß es, dass eine "nachhaltig positive Unternehmensführung' nur dann möglich sei, wenn die Maßnahmen zur Reorganisation wie die Optimierung der Kostenstruktur und ein striktes Working Capital Management griffen. Der Aufwand dafür wurde damals auf knapp 1 Mio. EUR beziffert. Durch eine Optimierung der Logistikkosten und eine Straffung des Sortiments erhoffte man sich Rentabilität.

Das erste Halbjahr 2008 schloss Inku zwar mit einem von 15,6 auf 14,6 Mio. EUR rückläufigen Umsatz und einem weiter auf 1,44 Mio. EUR verschlechterten Betriebsergebnis ab, das Vorsteuer-Ergebnis konnte jedoch aufgrund positiver Effekte aus einer Umfinanzierung von -1,3 Mio. EUR auf 930.000 EUR verbessert werden. Man habe eine "Sanierung auf die sanfte Tour' gewollt, sagte Aufsichtsrat und Großaktionär Michael Sares gegenüber der österreichischen Presse. Doch die ließ sich nicht realisieren, trotz Beratung durch KMPG und Vorstands-Neuzugang Thomas Lang, der im Juni als Trouble-Shooter geholt wurde. Die schlechte Wirtschaftslage und damit einhergehende Konsumschwäche versetzten dem maroden Unternehmen dann endgültig den Todesstoß, so dass schließlich der Gang zum Konkursrichter unumgänglich wurde...

Die Insolvenz der Inku ist das letzte, traurige, wenngleich für Insider nicht überraschende Kapitel des schleichenden Niedergangs der einstigen unangefochtenen Nr. 1 in Österreich. Zu Lebzeiten von Gründer Kurt Smolka, der 1945 mit der Interessensgemeinschaft Kunsthandwerk und Handel den Grundstein legte, galt die Inku in der Alpenrepublik als Synonym für Raumausstattung, mit einem Markanteil und einem Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung, von dem hierzulande nicht nur jeder Großhändler, sondern auch jedes Industrieunternehmen träumen kann. Von dieser Popularität kann Inku heute noch profitieren. So ist es doch einigermaßen verblüffend, dass die Inku-Pleite sogar in der österreichischen Boulevard-Presse diskutiert wird und sich etliche Endverbraucher dazu zu Wort melden.

So schreibt einer - Zitat im Original-Wortlaut: "....du kannst so lange a teuer verkaufen, so lange die leute a geld haben. Wenn die Leute ka Geld haben, kannst du dich brausen gehen. Ich habe meine Wohnung mit Inku ausgestattet, super Qualität, teuer. Nach 3 Jahren musste ich ausziehen, alles für die Katz. Des Produkt kann 10.000 Jahre halten, hilft nicht. Die Chinesen mit ihrem billig Klumpatt überrennen uns.' Ein anderer diagnostiziert als Wurzel des Übels: "...ich kenne Inku nur in Bezug auf den Verkauf von teurem Teppichboden. Irgenwie scheinen die die Zeichen der Zeit verschlafen zu haben. Hab mich in der Folge nicht mehr für den Laden interessiert. Zu teuer und zu unflexibel.' Ein dritter formuliert es etwas direkter und derber: "...Inku ist ja überall vertreten. In dem kleinen und größeren Geschäft. Die sollen mal die Gehälter von den oberen kürzen und dann geht’s schon wieder. Fast jeder hat doch Laminat oder Parkett oder einen Vorhang oder die Tapete von Inku zu Hause. Die können nicht wirtschaften, anders gibt es das nicht. Oder spekulieren zu viel an der Börse.' Es äußern sich aber auch Fürsprecher für Inku, die die Qualität der Produkte loben und die Insolvenz bedauern: "Schlimm, eine sehr gute Firma mit guten Produkten. Über den Verkaufspreis kaputtgegangen, falsche Verkaufsstrategie. Gute Produkte haben ihren Preis und der wird auch bezahlt. Ich hoffe, dass es weitergeht!' Diesem Kommentar schlossen sich übrigens mehrere Befürworter an.

Das zeigt, dass der Name und die Marke Inku in Österreich durchaus noch Kraft besitzen - interessant für potenzielle künftige Partner. Bekannte Namen aus der Branche sondieren das Terrain bereits. Der - noch - amtierende Vorstand mit Thomas Lang und Gründer-Sohn Michael Smolka hat zunächst angekündigt, er wolle das Unternehmen durch Personalabbau, Straffung der Preis- und Sortimentspolitik sowie eine Bereinigung der Kundenstruktur wieder auf Kurs bringen. Auch die Schließung von Außenlagern wird nicht ausgeschlossen. Doch dürfte das Vertrauen in die handelnden Personen erschüttert sein, nachdem sie sich als operativ Verantwortliche den Vorwurf gefallen lassen müssen, nicht ganz schuldlos an der Misere der Inku zu sein. Insofern könnte das weitere Überleben des Traditionsunternehmens schon davon abhängig sein, ob sich ein potenter Partner findet.
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