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Wie Bodenbelagshersteller Windmöller sich auf Corona eingestellt hat
Der ostwestfälische Bodenbelags- und Akustiksysteme-Produzent Windmöller hat bereits Anfang März 2020 einen "Arbeitskreis Corona" zum Schutz der Mitarbeiter und zur Aufrechterhaltung der Produktionen an den Standorten in Detmold und Augustdorf gegründet. Geleitet wird das Gremium von Mit-Geschäftsführer Ralf Eisermann. Der Chief Operation Officer (COO) gibt in einem exklusiven Interview mit BTH Heimtex einen Einblick in die Lage des Familienunternehmens in Zeiten der Corona-Pandemie.
BTH Heimtex: Wie sind Sie durch die ersten Wochen des Shutdowns gekommen?
Ralf Eisermann: Wir haben schon vor sechs Wochen zum Schutz unserer Mitarbeiter einen "Arbeitskreis Corona" gegründet, der zweimal pro Woche via Skype die Lage bespricht. Dort sind Mitarbeiter aus den verschiedensten Bereichen unseres Unternehmens vertreten. Alle notwendigen und sinnvollen Schutzmaßnahmen haben wir gleich in den ersten beiden Wochen auch umgesetzt.
BTH Heimtex: Welche konkreten Hygienevorsichtsmaßnahmen haben Sie eingeführt?
Eisermann: Wir desinfizieren bei Windmöller permanent alle Türklinken in allen Bereichen im Abstand von etwa drei Stunden. Wir haben konsequent in allen WC- und Küchenbereichen sowie Aufenthaltsräumen und an den Rezeptionen Desinfektionsmitteln aufgestellt. Der Schichtwechsel in der Produktion erfolgt in einem zeitlichen Abstand von 15 Minuten. Alle Bedienpulte in der Fertigung werden ebenfalls desinfiziert. In den Bereichen wo möglich, einschließlich der Unternehmensführung, haben wir Home Office ausgeweitet. Alle Büroräume sind jetzt mit maximal einem Mitarbeiter aus einem Bereich besetzt, um zu vermeiden, dass eine Abteilung komplett ausfällt. Wir haben die Rubrik "Corona" auf unserem firmeneigenen Intranet "Sharepoint" für Updates und allgemeine Informationen für Mitarbeiter eingerichtet. Wir führen auch ein sogenanntes Corona-Logbuch, in dem wir alle wichtigen Ereignisse und Entscheidungen festhalten. Alle Mitarbeiter wurden informiert, wie sie sich bei einem Covid-19-Verdachtsfall beziehungsweise bei einem -Befund richtig verhalten. Zusätzlich haben wir ein "Corona-Telefon" für Rückfragen eingerichtet. Mitarbeiter mit Erkältungssymptomen stellen wir sofort von der Arbeit frei.
BTH Heimtex: Produziert Windmöller aktuell?
Eisermann: Wir produzieren uneingeschränkt voll durch.
BTH Heimtex: Beliefern Sie Ihre Kunden aus Groß- und Fachhandel sowie Handwerk mit Ware?
Eisermann: Wir liefern uneingeschränkt unsere Kundenaufträge aus.
BTH Heimtex: Haben Sie Kurzarbeit angemeldet?
Eisermann: Wir haben aktuell für April und Mai Kurzarbeit vorbeugend angemeldet; ob wir sie tatsächlich nutzen, werden wir noch entscheiden.
BTH Heimtex: Wie arbeitet der Außen- und Innendienst momentan?
Eisermann: Unser Außendienst praktiziert unsere Home Office-Regelung und steht in Kontakt mit unseren Kunden. Rund ein Drittel des Innendienstes ist im Unternehmen anwesend.
BTH Heimtex: Haben Sie Ihre digitalen Dienstleistungen und Services ausgebaut beziehungsweise intensiviert?
Eisermann: Die Etablierung unseres Windmöller-Partnerportals 2019 war ein guter Schritt zur richtigen Zeit. Wir verzeichnen aktuell eine immer stärkere Nutzung durch unsere Fachhandelskunden.
BTH Heimtex: Inwieweit wirken die Beschränkungen durch die Pandemie sich auf Ihre Ab- und Umsätze aus?
Eisermann: Die Auslandsumsätze brechen ein, während der deutsche Markt noch relativ stabil unterwegs ist und damit die Gesamtlage stark abmildert. Allerdings müssen wir vorerst unsere Budgetplanung außer Kraft setzen und auf Sicht weiter fahren. Wir sind froh, bis jetzt keine besondere Finanzhilfe in Anspruch nehmen zu müssen und erwarten das auch nicht.
BTH Heimtex: Welche Folgen durch die Corona-Pandemie sehen Sie kurz- und mittelfristig für Ihr Unternehmen?
Eisermann: Zum jetzigen Zeitpunkt ist es sicherlich noch zu früh, detaillierte Aussagen treffen zu können. Es fällt uns allen sicherlich schwer zu glauben, dass die Wirtschaft insgesamt und auch unserer Branche ohne Schaden diese Zeit hinter sich lassen werden. Einige Stimmen sprechen sogar von einer zweiten Corona-Welle für den Herbst. Damit ist jede Form von Prognose zur Zeit unmöglich; die Aussicht aber wohl eher stark eingetrübt.
Die Fragen stellte Jochen Lange. jochen.lange@snfachpresse.de