Schmitz-Werke Emsdetten mit drei starken Marken
Drapilux, Markilux, Swela
Es gibt Unternehmen, deren Größe und Marktbedeutung sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Dazu gehören die Schmitz-Werke in Emsdetten. Mit ihrer seit vielen Jahren eingeführten Dekostoff-Marke Drapilux sind sie nicht nur flächendeckend im deutschen Fachhandel präsent, sondern auch europaweit führend im Objektgeschäft. Darüber hinaus hat sich der Buntweber weitere schlagkräftige Standbeine mit Markilux-Markisen und Swela-Freilufttextilien geschaffen. BTH hat hinter die Kulissen des Familienunternehmens geblickt.
Der Name Schmitz hat in der deutschen Heimtextilienbranche einen guten Klang; er steht für textile Kompetenz, unternehmerische Weitsicht und eine solide, seriöse Firmenpolitik, ohne zu sehr der Tradition verhaftet zu sein. Carl-Hinderich Schmitz hatte einst als einer der ersten die neue Tuftingtechnologie nach Deutschland geholt und war höchst erfolgreich damit. Das hielt seinen Sohn Justus, der heute bei dem Familienunternehmen in Emsdetten das Ruder in der Hand hält, nicht davon ab, sich in den 90er Jahren von dem nicht mehr zukunftsträchtig erscheinenden Teppichbodengeschäft zu trennen und sich wieder ganz auf die angestammten Segmente Dekostoffe, Markisen und die junge Sparte Freilufttextilien zu konzentrieren.
Mit Erfolg: Heute sind 950 Mitarbeiter in der Schmitz-Gruppe beschäftigt, davon allein im Stammwerk Emsdetten 750. Der Umsatz belief sich im letzten Jahr auf über 200 Mio. DM, in diesem Jahr sollen es 220 Mio. DM werden, wobei darin die neue Tochter Pippig + Reichel konsolidiert ist. Den süddeutschen Jacquardweber hatten die Schmitz-Werke übernommen, um ihr Angebotsprofil zu komplettieren. Erst in zweiter Linie waren für Justus Schmitz mögliche Synergie-Effekte interessant.
Eine wichtige Rolle spielt für die Westfalen der Export. In Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden und China sind sie mit eigenen Tochtergesellschaften präsent, seit gut einem Jahr zudem mit einem Verkaufsbüro in Shanghai vertreten. Eine Produktion von Markisen ist hier im Aufbau. Darüber hinaus werden Auslandsvertretungen in Australien, Belgien, Tschechien, auf Zypern, in Griechenland, Norwegen, Neuseeland, den Niederlanden, Österreich, Portugal, der Schweiz, Singapur, Spanien und Finnland unterhalten, in denen an die 70 Vertriebsmitarbeiter aktiv sind.
Gutes Design dient auch zur Markenbildung
Der Geschäftsbereich Dekostoffe, 1998 in der eigenständigen Tochtergesellschaft Drapilux separiert, ist die Keimzelle und noch immer eins der wichtigsten Standbeine von Schmitz. Seit 1952 werden in Emsdetten hochwertige Dekostoffe gefertigt, seit 1955 unter dem Namen Drapilux. Heute steht er für ein vielfältigen Angebot an Gardinen, Dekorations- und Möbelstoffen für Wohnen und Objekt, die in Qualität und Gebrauchseigenschaften höchste Ansprüche erfüllen und im Design eine charakteristische, zeitlos-klare Linie pflegen, die kurzlebige Moden überdauert.
Denn in Emsdetten weiß man, dass Design nicht nur gestalterische Funktion hat: "Gutes Design dient auch zur Markenbildung. Denn Design schafft eine Verknüpfung zwischen einer Marke und dem Bewusstsein des Käufers." An der für Drapilux typischen Handschrift soll der Kunde automatisch die Marke erkennen. "Die bestens eingeführte Leistungsmarke in Verbindung mit einer gewissen Exklusivität machen das glaubwürdige Erscheinungsbild von Drapilux in allen Absatzwegen aus - auch im Objektgeschäft", argumentiert Vertriebsleiter Bernd Möller.
Im Objekt hat man sich einen guten Namen und eine starke Marktposition erarbeitet. Mit dem "Flammstop"-Programm aus der schwer entflammbaren Polyesterfaser Trevira CS - für die Drapilux europaweit der größte Einzelabnehmer ist - wird die ganze Bandbreite der rein funktionalen als auch anspruchsvollen High Class-Objekte bedient. Für den klassisch gehobenen Wohnbereich steht die Coupon-Kollektion "Drapilux - erlebbar anders" mit überwiegend schwer entflammbaren, aber betont "wohnlichen" Gardinen- und Dekorationsstoffen. Eine Sonderstellung nimmt man hier mit "Signature" ein, einer Naturfaser-Serie, die ursprünglich zur Ökowelle lanciert wurde und sich inzwischen zu einem festen und "Drapilux"-typischen Bestandteil des Sortiments entwickelt hat.
Wettbewerbsvorteil durch vollstufige Fertigung im eigenen Haus
Die gesamte Fertigung der Drapilux-Stoffe geschieht im eigenen Hause. Und das mit einem kompletten Leistungsspektrum, das branchenweit seinesgleichen sucht. Das fängt an beim Entwurf. Im hauseigenen Atelier werden die neuen Dessins und Farben skizziert und die Vorlagen per Computer für die Umsetzung in der Produktion aufbereitet, wo moderne EDV-gesteuerte Hochleistungswebstühle und hochwertige Garne für eine wirtschaftliche Serienfertigung auf hohem Niveau sorgen. Selbstverständlich werden auch individuelle Dessinwünsche erfüllt.
Das geht weiter über die Rohmaterial-Färbung und -Veredlung: Synthetische Garne und Garne aus Naturfasern sowie Gewebe für Interieur- und Freiluftbereich bis zu einer Breite von 3,50 m werden in Emsdetten beschichtet, gefärbt und präzise auf das jeweilige Anforderungsprofil ausgerüstet. Auch hier sorgen computergesteuerte Fertigungsprozesse für maximale Flexibilität, so dass schnell auf spezielle Markt- und Kundenanforderungen reagiert werden kann. Sämtliche Garne werden vorgehalten, die Farben kommen aus dem eigenen Labor.
Die Schmitz-Werke profitieren sehr stark von dem Vorteil, dass sie - bis auf die reine Garnerzeugung - vollstufig arbeiten und die Produktion vor Ort ist. "Darüber erhalten wir uns einen Großteil Flexibilität", sagt Justus Schmitz. Konsequenterweise konzentriere man sich voll auf den Standort Emsdetten - das gilt auch für die Investitionen. "Viele Firmen haben in den letzten Jahren die Sorgfalt vernachlässigt, um günstiger produzieren zu können", bemerkt Möller. "Oftmals wurde dann zu spät bemerkt, dass Substanz verloren ging - manchmal sogar bis hin zur Aufgabe."
Um den Vorteil der Produktion vor Ort für die Kunden spürbar zu machen, wurden die Durchlaufzeiten durch den Betrieb durch Analyse der einzelnen Prozess-Schritte drastisch reduziert. Lagen die Lieferzeiten für Sonderaufträge früher bei etwa sieben Wochen, betragen sie heute auch bei umfangreichen Sonderbestellungen maximal vier Wochen. "Wir können zuverlässig sagen, wann wir liefern. Das ist gerade bei Objektaufträgen absolut ausschlaggebend", sagt Schmitz.
Permanent wird investiert, um die Fertigung stets auf dem neuesten Stand zu halten - seit 1987 waren es jährlich hohe Millionenbeträge. Zur Zeit wird die gesamte Produktion auf Breitkette umgestellt, um Qualitätsproblemen vorzubeugen. Alleine diese Umstellung kostet etwa 2,5 bis 3 Millionen DM und soll Ende Januar 2002 abgeschlossen sein. Auch für das kommende Jahr wird wieder ein Budget von 7 Mio. DM bereitgestellt. Justus Schmitz: "Wir wollen Spezialitäten zu vernünftigen Preisen führen. Unser Grundsatz ist, dass wir nicht über den Preis konkurrieren, sondern mit Dienstleistungen und attraktiven Produkten Erfolg haben wollen. Und dieses Ziel verfolgen wir - auch mit technischen Innovationen."
Produktionsabläufe und interne Organisation optimiert
Generell fühlt sich das Unternehmen mit seinen firmeninternen Standards vielen seiner Konkurrenten einen großen Schritt voraus. Zum Standard gehört wie selbstverständlich die umweltfreundliche Qualität aller Stoffe - und das nicht erst seit kurzem. Als seinerzeit alle Produkte zeitgemäß nach Öko-Tex Standard 100 zertifiziert wurden, waren keinerlei Produktionsumstellungen erforderlich. "Bei Änderungen des Gesetzgebers mussten wir bisher keine Rezepturen ändern. Wir versuchen immer schon im Vorfeld nach unsere "ökologischen Gewissen" zu handeln."
Im Werk fallen praktisch keine belastenden Wasser- und Luftmengen, keine Lösungsmittel, keine Schwermetalle an. Denn im Sinne des kreativen Konzeptes "Kreisläufe wie in der Natur" hat man sich schon sehr früh für eine umweltverträgliche Produktionsweise entschieden und entsprechend hohe Investitionen in umweltschonende und energiesparende Technik getätigt. Energie- und Rohstoffausnutzung wurden optimiert und zugleich das Abgas- und Abwasseraufkommen drastisch reduziert. Bereits 1988 erhielt das Unternehmen die ASU-Auszeichnung für umweltbewusste Unternehmensführung.
Auch die internen Organisationen wurden verbessert: So wurde in eine eigene Glasfaserstrecke investiert, um die rund 300 Rechner möglichst krisensicher miteinander zu verbinden. Als eines von wenigen Unternehmen in Europa wurden die Schmitz-Werke IMS-zertifiziert und verbinden damit ISO 9001, ISO 14001 und SCC.
Zudem wurde 1996 nach dem "Staufener Modell" eine neue Führungsstruktur mit der Nutzung des Lernprozesses in Gruppen eingeführt. Das Zusammenarbeiten und die teamorientierte Organisation interner Abläufe sorgen dabei für kurze Entscheidungswege, flache Hierarchien und direkte Ansprechpartner.
Auch die interne Kommunikation wird wichtig genommen; 14-tägig wird in einem Schmitz-Telegramm über die Ereignisse im Betrieb informiert, damit auch die Familien eingebunden werden. Ausserdem sind alle Mitarbeiter aufgerufen, Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen abzugeben. Von den rund 150 Ideen, die im Jahr abgegeben werden, wird die beste prämiert.
24 Stunden-Lieferservice mit nahezu 100 %-Lieferfähigkeit im Coupon
Der Vertrieb von Drapilux erfolgt ausschließlich und gezielt über den klassischen Fachhandel und den Raumausstatter, der auf ein gutes Drittel Anteil am Kundenstamm kommt. Außerdem gehören auch Objekteure und spezielle Ausstatter und Einrichter etwa für Schiffe, Hotels oder Kinos dazu. Insgesamt beziffert Möller die Zahl der aktiven Kunden auf etwa 5.000.
Bei einer ständigen Lagerhaltung von mehr als 1500 Artikelpositionen kann ihnen ein 24-Stunden-Lieferservice geboten werden - "bei nahezu 100 % Lieferfähigkeit im Coupon und etwa 95 % im Stückbereich". Großer Wert wird im Unternehmen auf die Nachlieferbarkeit der Stoffe auch über mehrere Jahre gelegt.
Guter Kundenservice spielt in Emsdetten traditionell eine wichtige Rolle. Und der umfasst ein komplettes Dienstleistungsspektrum für den Handel ebenso wie für Architekten und verarbeitende Unternehmen. So stehen etwa für die professionelle Stoffpräsentation ansprechende Systeme zur Verfügung. Attraktive Objektbücher erleichtern die Vorauswahl. Und für die die Erarbeitung von Ausstattungslösungen sind erfahrene Objektberater zur Stelle. Darüber hinaus haben die Kunden jederzeit auch direkte Ansprechpartner im Unternehmen.
Zur Verkaufsförderung bietet Drapilux seinen Partnern umfangreiche Vermarktungskonzepte an: neben stimmungsvollen Postern, Dekomodulen und verschiedenen Broschüren werden auch Dekorationsideen mit Verarbeitungs- und Schnittanleitungen, Schaufensterdekos und für besondere Anlässe ein sogenannter Kreativ-Shop geboten. Zudem setzt man in Emsdetten auf redaktionelle Veröffentlichungen und Anzeigen in der Verbraucherpresse, um langfristig den Stellenwert, das Image und den Bekanntheitsgrad von Drapilux vor allem beim Konsumenten zu erhöhen.
Schmitz-Werke - TelegrammSchmitz-Werke GmbH & Co
Hansestraße 87
48282 Emsdetten
Te.: +49-2572-9270
Fax: + 49-2572-927483
www.schmitz-werke.com
info@schmitz-werke.com
Eigentumsverhältnisse: 16 Gesellschafter
Geschäftsführender Gesellschafter: Justus Schmitz
Umsatz: rund 220 Millionen DM (2001)
Mitarbeiter: 950 in der Gruppe, davon 700 bis 750 allein im Stammwerk Emsdetten
Tochtergesellschaften: Jacquardweber Pippig & Reichel, außerdem Vertriebstöchter in China, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Niederlande
Vertretungen im Ausland: Australien, Belgien, Tschechien, Zypern, Griechenland, Norwegen, Neuseeland, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweiz, Singapur, Spanien, Finnland
Sortiment: Vorhänge, Gardinen, Inbetweens und Bezugsstoffe, Markisen, und Outdoor-Stoffe
Geschäftsbereiche:
- Drapilux: Dekostoffe und Gardinen für Wohnen und Objekt
- Markilux: Sonnenschutzlösungen von Fenster- über Terassenmarkisen bis zu Wintergartenbeschattungen
- Swela: Outdoor-Stoffe
Kundenstruktur: klassischer Einzelhandel, Raumausstatter und Großobjekteure
Sortimentsausrichtung: klassisch-gehobener Wohnbereich
Die Produktion
Die Schmitz-Werke sind eine klassische Buntweberei, die an ihrem Stammsitz in Emsdetten auf einem 100.000 qm großen Grundstück auf einer bebauten Fläche von rund 60.000 qm produziert. Insgesamt sind dort 98 Webstühle im Einsatz.
Das Unternehmen webt aber nicht nur, sondern ist rückwärts integriert bis zum Färben, Ausrüsten und Beschichten von Fasern und Garnen aus synthetischen und natürlichen Materialien sowie Geweben für Interieur- und Freilufttextilie bis zu einer Breite von 3,50 m.
Die Chronik
1921 werden die Schmitz-Werke als "Emsdetter Baumwollindustrie" gegründet.
1952 erfolgt die Umstellung der Textilproduktion auf hochwertige Dekorations- und Markisenstoffe.
1955 entwickeln die Schmitz-Werke den ersten vollsynthetischen Dekorationsstoff in Europa. Im selben Jahr wird die erste Drapilux - Vorhangstoff-Kollektion präsentiert.
1956 wird ein vollsynthetischer Markisenstoff aus spinndüsengefärbter Faser entwickelt.
1972 beginnt die Produktion von Fertigmarkisen in einer eigenen Metallbauabteilung und Näherei.
1998 wird Drapilux als GmbH zum selbstständigen Tochterunternehmen der Schmitz-Werke.
2000 Anzahl der Mitarbeiter: 759, davon 27 Auszubildende; Exportquote: 34 %; Investitionen: 10 Millionen DM
2001 übernehmen die Schmitz-Werke den Jacquardweber Pippig & Reichel in Weißdorf.
aus
BTH Heimtex 12/01
(Wirtschaft)