Mattias Timm - Persönlichkeit des Jahres 2020
Mattias Timm

Mattias Timm

Ein Fachjournalist aus Leidenschaft


Schon als junger Mann wusste Mattias Timm, dass es ihn in den Journalismus ziehen würde. Dieses Ziel setzte der gebürtige Hamburger konsequent in die Tat um. 35 Jahre lang blieb er dem Beruf schließlich treu, die längste Wegstrecke absolvierte er im SN-Verlag: In der Haustex-Redaktion avancierte er zu einem geschätzten Branchenkenner. Jetzt ist der gebürtige Hamburger im Ruhestand.

Für viele, die beruflich mit dem guten und gesunden Schlaf zu tun haben, war Mattias Timm nicht nur ein, sondern das Gesicht der Haustex. Messen, Verbandsversammlungen, Interviewtermine, Händlerbesuche – überall ist der mittlerweile 63-Jährige ein gern gesehener und geschätzter Gesprächspartner gewesen. Dabei kam ihm nicht nur die zugewandte und fröhliche Art entgegen, mit der er den Menschen begegnet, sondern auch sein kompetenter Blick auf die Branche. Die Entwicklungen in Handel und Industrie hat er zuweilen kritisch, aber stets fair begleitet, besonnen und journalistisch ausgewogen. Dass der Vorschlag zur Auszeichnung als Persönlichkeit des Jahres aus der Industrie kam, spricht für sich.

„Ich wusste schon in der Mittelstufe, dass ich Wirtschaftsjournalist werden will“, erzählt Timm. Er besuchte das Wirtschaftsgymnasium und legte dort sein Abitur ab. Anschließend studierte er VWL und machte seinen Abschluss als Diplom-Volkswirt. „Es war ein ziemlich cooler Oktober“ im Jahr 1983, wie Timm sich erinnert: „Ich habe geheiratet, mein Diplom bekommen und nach der letzten mündlichen Prüfung auch die Zusage für einen Job in Köln.“ Am 1. Januar 1984 begann seine Berufslaufbahn wie gewünscht: Als Journalist bei der Wirtschaftszeitung Aktiv in Köln. Nach einem Volontariat und der Übernahme als Redakteur wurde ihm dort die Leitung der Textil-Seite übertragen. Damit war der weitere Berufsweg inhaltlich vorgezeichnet.

Über seinen Job bekam er auch Kontakt zur Fachzeitschrift Textilwirtschaft in Frankfurt, bewarb sich – und wurde nicht genommen. Doch Timm ließ nicht locker, und als es einige Monate später wieder eine Vakanz gab, wechselte der junge Redakteur 1989 nach Frankfurt, um im Industrieressort des Blattes zu beginnen. Das war journalistisch das, was er sich vorstellte: Er konnte kritisch und auch ein wenig investigativ berichten, wie er sich erinnert. Fünf Jahre später wurde die Korrespondenten-Stelle der TW in Hamburg frei. Es folgte der erneute Familienumzug in den Norden. Mehrere Jahre lang berichtete Timm fortan als Korrespondent. Auch die ersten Kontakte in den Bettenhandel entstanden zu dieser Zeit, „denn damals war das für die Textilwirtschaft noch ein Thema.“

Mit dem 11. September 2001 und den Terroranschlägen in den USA erfolgte ein Einschnitt. „Das hat der Branche einen ganz schönen Knacks gegeben“, erinnert sich Timm. Auch sein Arbeitgeber litt unter den wirtschaftlichen Folgen und sparte in der Konsequenz ausgerechnet jene Stelle ein, für die der Korres­pondent eigens in die Heimat gegangen war. „Das war für mich eine totale Katastrophe.“ Der Verlag wollte ihn in die Zentrale zurückholen, doch Timm entschied sich dagegen, nicht zuletzt wegen der Familie. Die Töchter waren Leistungsschwimmerinnen und im Verein integriert, das wollte er nicht aufs Spiel setzen. „Es hätte auch bedeutet, auf nicht absehbare Zeit pendeln zu müssen. Das wollte ich nicht.“

Es folgten kurze Zwischenstationen, bevor Timm im November 2005 seine Zeit bei der Haustex startete. „Das war zunächst nicht so ganz einfach“, erinnert sich Timm. Der damalige Chefredakteur Dietram Neuper saß in Herford, wo die Haustex ursprünglich angesiedelt war, bevor sie vom SN-Verlag übernommen wurde. Timm arbeitete in Hamburg für die Haustex und zunächst auch das Schwesterblatt WRP aus der Wäscherei- und Reinigungsbranche, mit dem es inhaltliche Überschneidungen gab. Als Neuper in den Ruhestand ging, rückte Stefan Mielchen als Redakteur nach. Damit war es endlich möglich, die Redaktion unter einem Dach in Hamburg zu führen.

Timm besuchte von Beginn an Branchenmessen, Tagungen sowie zahlreiche Unternehmen im Handel und der Industrie. „Auf Messen zu gehen, mit den Menschen dort über die Branche oder Gott und die Welt zu reden, das habe ich immer gerne gemacht“, betont er. „Ich habe mich stets als Botschafter der Haustex gesehen. Das Heft ist für mich so eine Art Lokalzeitung der Branche, und es hat dort auch seine Bedeutung.“ Bei aller Freude am Beruf, mitunter hat ihn der Job auch Nerven gekostet. Wenn der Redaktionsschluss nahte und Dinge noch nicht erledigt waren, die Zeit knapp wurde oder ein geplanter Interviewtermin nicht zustande kam, dann konnte der Chronist des gesunden Schlafes schon mal um die eigene Nachtruhe gebracht werden. „Ich bin kein Blattmacher. Ich fahre raus, besuche die Leute. Aber Blattgestaltung ist nicht mein Ding gewesen“, gibt er zu. „Spaß hat es mir immer gemacht, die Händler zu besuchen. Dort bekommt man den besten Einblick und es wird erzählt, was in der Branche los ist.“

Damit ist nun Schluss. Timm hat zum Jahresende 2019 sein Berufsleben hinter sich gelassen. Im Mittelpunkt stehen für ihn künftig andere Dinge: Als ausgeprägter Familienmensch freut er sich auf mehr gemeinsame Zeit mit seiner Frau und den beiden erwachsenen Töchtern. Als genussorientierter Grill-Fan wird er sich seinen Zubereitungskünsten noch intensiver widmen können. Und als eingefleischter HSV-Fan hat er nun noch mehr Gelegenheit, das Schicksal der Rothosen zu begleiten. Viel Zeit wird er mit seiner Frau im Sommerhaus an der Ostsee verbringen. „Ein Rennrad habe ich auch noch, das bewegt werden will“, sagt er, „und Pläne habe ich eigentlich eine ganze Menge. Vielleicht etwas an der Uni hören, wenn ich Lust habe, zum Beispiel Geschichte. Vielleicht noch eine Sprache lernen. Oder etwas ehrenamtliche Arbeit leisten.“ Unruhestand eben.

Der Übergang ist für den Neu-Rentner denn auch etwas gewöhnungsbedürftig gewesen. „Es ist schon ein komisches Gefühl und irgendwie irreal, am Morgen nicht mehr den Wecker klingeln lassen zu müssen“, sagt Mattias Timm. Es ist aber auch konsequent. Nachdem er sich beruflich so lange mit dem Thema Schlafen auseinandergesetzt hat, kann er es nun auch privat in aller Ruhe genießen.

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