Es hat klick gemacht

Als Marion Amtmann, Inhaberin vom Bettenhaus Amtmann in Forchheim, 2021 ihre Filiale in Erlangen schloss, galt es, die Angestellten ins Stammhaus zu holen und nach ihren Begabungen einzusetzen. Sabrina Berlip übernahm die Social Media Kanäle des Unternehmens. Nicht nur virtuelle Daumen zeigen seither nach oben, auch die Chefin ist begeistert.

Erst hält Sabrina Berlip einen schicken Schlafanzug in der Hand, dann wirft sie ihn in Richtung Kamera und im nächsten Moment ist sie selbst das Model, das ihn trägt und präsentiert. Zu sehen sind die Reels, sog. Mini-Clips, wie der hier nacherzählte, aber auch aufwendig inszenierte Fotos der Waren, auf den Social Media Kanälen vom Bettenhaus Amtmann. Bespielt werden aktuell die Plattformen Instagram (@bettenhausamtmann) und Facebook (Bettenhaus Amtmann & Schmidt). Unter den Beiträgen finden die Follower sämtliche Kontaktmöglichkeiten: Die Telefonnummern der beiden Bettenhäuser in Forchheim und Nürnberg mit den Ladenöffnungszeiten, die Homepage und somit den Online-Shop und die Handynummer zum Nachrichtendienst WhatsApp. Denn der Schlafanzug soll ja auch verkauft werden.

Wie in den Online-Clips spielt Inspiration auch im stationären Geschäft eine große Rolle.

Verantwortlich für den Digitalauftritt des in dritter Generation geführten Familienunternehmens ist die im achten Jahr angestellte Sabrina Berlip. Sie ist nicht nur in vielen Beiträgen zu sehen, sie denkt sie sich auch aus und erstellt sie in Eigenregie. „Ich bin seit 2015 im Unternehmen“, erzählt die 32-Jährige. „Ich habe im mittlerweile geschlossenen Haus in Erlangen und hier in Forchheim als Fachberaterin und im Büro gearbeitet.“

2019 wurde die Filiale in Erlangen geschlossen. Seither arbeitet sie im Stammhaus in Forchheim. Marion Amtmann achtet bei der Aufgabenverteilung ihrer Mitarbeiter darauf, dass diese möglichst nach ihren Interessen und Begabungen eingesetzt werden. „Wir haben eine Kollegin, die dekoriert gerne, andere blühen im Verkauf auf und Sabrina hat den Social Media Bereich von mir übernommen.“ Heute macht Sabrina Berlips Social Media Tätigkeit fünfzig Prozent ihrer Arbeitszeit aus.

Anfänglich lautete die Devise Learning by doing. Eine Digitalstrategie gab es ursprünglich nicht. Mittleweile sieht das anders aus. „Mein Anspruch ist es, jeden Tag etwas auf Instagram und Facebook zu posten und dabei Reels und Fotos abzuwechseln“, erklärt die Social Media Managerin. Manchmal ist das gar nicht so leicht, denn wenn im Laden viel los ist, ist Sabrina Berlip wieder ganz Fachberaterin. In jeder freien Minute wird aber an den Online-Beiträgen gebastelt. „Am Anfang haben wir ihr extra ein kleines Studio eingerichtet“, erinnert sich die Chefin. „Das braucht sie heute nicht mehr.“ Für Sabrina Berlip ist der ganze Laden ein einziges 440 Quadratmeter großes Fotostudio auf zwei Stockwerken. Die Protagonisten ihrer Beiträge findet sie im abwechslungsreichen Sortiment aus Schlafsystemen, Bettwäsche, Mode, Deko und vielem mehr.

Ein extra Budget musste für die hochgefahrene Social Media Arbeit nicht eingeplant werden. Die Kosten sind überschaubar. Ein Tablet wurde angeschafft. Die Bildbearbeitung läuft über die Instagram Einstellungen, die kostengünstige App Canva und das Lightroom Programm von Adobe. Mit der zunehmenden Professionalisierung stiegen die Follower- und die Klick-Zahlen einzelner Beiträge.

Auf Instagram folgen 1.173, auf Facebook 1.623 (Stand: 5.12.2022) Menschen dem Bettenhaus Amtmann. Die Videos haben meist zwischen 3.000 und 5.000 Aufrufe. Eines ging mit 629.000 Aufrufen sogar viral, was bedeutet, dass es sich sehr schnell sehr weit verbreitet hat. Das war der Startschuss für die bei den Kunden sehr beliebten lustigen Clips des Bettenhauses. Das Video mit dem Titel „Wenn du mit deiner Chefin im Büro arbeitest“ zeigt Sabrina Berlip vermeintlich sehr geschäftig am Computer. Es folgt ein Schnitt auf den Bildschirm, auf dem statt echter Arbeit nur Nonsens zu sehen ist.

In der Präsentation auf der Verkaufsfläche setzt das Bettenhaus auf Liebe zum Detail.

Ob ein Video viral geht oder nicht, weiß man vorher nie. Nicht nur dieses Video hat Sabrina Berlip, die sich auch privat leidenschaftlich gerne mit Social Media beschäftigt, gezeigt, dass Witz und Teamnähe gut ankommen. Aus der Belegschaft wird aber niemand vor die Kamera gezerrt. Mit einer Ausnahme: Marion Amtmann. Die humorvolle Chefin spielt in vielen Clips mit. Es geht den beiden um Sympathie, den Spaß an der Sache und darum, die Freude am Beruf des Bettenfachverkäufers zu vermitteln. Sabrina Berlip rät jedem, da mitzumachen. „Die Bettenhausbetreiber sollten mit der Zeit gehen und sich nicht vor Social Media verschließen. Mit Social Media kann man kostenlos für sich selbst werben und viele Menschen erreichen.“

Ein persönliches Ziel von Sabrina Berlip ist es auch, eine jüngere Käuferschicht anzusprechen und neuen Schwung in die traditionsreiche Branche zu bringen. Unterstützt wird sie dabei uneingeschränkt von ihrer Chefin. Während Sabrina Berlips Schwerpunkt auf Instagram liegt, teilt Marion Amtmann jeden Beitrag im WhatsApp-Status des Bettenhauses sowie auf verschiedenen Facebook-Kanälen, wo sie die etwas kaufkräftigere Zielgruppe erreicht. Mit inhaltlichen Vorschlägen hält sie sich zurück. „Sabrina ist so gut im Social Media Bereich, dass ihr keiner was vormachen kann. In der Bettenbranche ist sie wirklich diejenige, die das am allerbesten macht“, so die stolze Chefin und ergänzt: „Klar, manchmal würden wir uns mehr Likes wünschen. Vor allem, wenn man den Aufwand sieht. Aber wir werden viel auf unsere Social Media Arbeit angesprochen.“

Wirtschaftlich hat sich Social Media hier vor allem als Mittel der Bekanntheit und Erreichbarkeit bezahlt gemacht. Der Lagerverkauf der geschlossenen Filiale lief primär via Social Media ab. Während des Lockdowns hatten Kunden die Möglichkeit Waren, die auf Instagram und Facebook – den digitalen Schaufenstern – gezeigt wurden, zu kaufen. Und dann ist da noch der Online-Shop, der auch von Sabrina Berlip betreut wird. Zusammen mit Direktmarketingmaßnahmen ist das Bettenhaus Amtmann breit aufgestellt und längst in der Zukunft angekommen.