„Nachhaltigkeit wurde uns in die Wiege gelegt“

Im Familienunternehmen „Reidelshöfer – Das Bettenhaus“ in Haundorf ist Nachhaltigkeit fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Das war schon so, als die Reidelshöfer noch einem anderen Geschäft nachgingen. Vom Kabelbinder bis zum Wasserbett – alles wird ressourcenschonend behandelt.

Nachhaltigkeit ? Im ersten Moment weiß Junior-Chef Benjamin Reidelshöfer gar nicht, was er auf die Frage nach der Nachhaltigkeit in seinem Unternehmen antworten soll, wühlt in seinem Kopf. Im Gespräch wird schnell klar: Nachhaltigkeit ist im Hause Reidelshöfer einfach zu selbstverständlich, als dass er spontan alles aufzählen könnte. „Unser Betrieb war schon immer nachhaltig, wir haben da nichts neu erfunden“, sagt er kopfschüttelnd und mit typisch fränkischem Akzent. „Wir trennen schon immer alle Wertstoffe, verwenden Kartonage und Folien mehrmals, unsere eigenen Produktionen verpacken wir gar nicht. Wir transportieren auch alles selbst.“ Das ist die Kurzversion.

Im Detail bedeutet das: Die Folienverpackungen, die beim Transport der Wasserbetten und Matratzen genutzt werden, werden vor Ort beim Kunden so geöffnet, dass sie später in der hauseigenen Schweißerei recycelt werden können. Bis zu zwanzigmal ist eine Wiederverwendung möglich, zum Beispiel wenn es auf die Messe geht oder um Ausstellungsstücke wieder einzupacken. Kartonagen sind rund zehnmal wieder einsetzbar. Danach werden die Verpackungen ordnungsgemäß entsorgt. Damit die Folien nicht einfach in der Verbrennung landen, bleiben sie ohne Aufkleber. Die Bettgestelle für die Wasserbetten aus der eigenen Produktion werden für den Transport mit Decken und wenig Stretchfolie – damit nichts rutscht – geschützt. So viel Nachhaltigkeit steckt allein im Verpackungskonzept. Das ist aber nur ein Teil der nachhaltigen Wahrheit.

Bereits 2017 wurde die Beleuchtung im Verkaufsraum auf neuste LED Technik umgestellt.

„Unsere Wasserbetten haben eine Lebenserwartung von 15 bis 25 Jahren, die meisten sind 18 bis 20 Jahre alt, bis der Kunde sie austauscht“, erzählt der Junior-Chef. Außerdem sei es ja so, dass sie eigentlich nur das Element Wasser hätten mit „ein bisschen Drumherum“. Auch das ist natürlich nachhaltig. Geheizt wird die Liegenschaft mit dem eigenen Holz aus dem eigenen Wald – natürlich nur Holz, das nicht anderweitig verwertet werden kann. Das gute Holz wird auf dem Holzmarkt verkauft. Hinzu kommt noch ganz wenig Holz aus fremden Wäldern. „Wir nehmen alles für unsere Hackschnitzelanlage, was andere nicht im üblichen Schweden- oder Kachelofen verschüren können“, so Reidelshöfer.

Mobil sind sie mit Energie aus der eigenen PV-Anlage. „Alle E-Firmenfahrzeuge, bis auf die Sprinter, versorgen wir auch zu 96 Prozent mit selbst gewonnener Sonnenenergie. Wir kommen damit rund 400, 500 Kilometer weit. Ich schaffe also problemlos den Service für unsere Kunden in der Region. Müssen wir mal weiter weg, muss natürlich auch mal woanders nachgeladen werden. Deshalb sind es nur 96 und nicht 100 Prozent“, erklärt er. Im November 2023 wurde gerade noch eine 12 kW-Sonnenbatterie installiert, damit wir auch bei Dunkelheit vom Sonnenschein profitieren. Der Austausch der Sprinter in
E-Fahrzeuge ist in Planung. Daneben wird Sonnenenergie auch in den Gebäuden genutzt, zum Beispiel beim Waschen und für die Produktion der Wasserbetten in der eigenen Werkstatt.

Auch bei Kleinigkeiten wird nichts verschwendet, hier ein Beispiel: „Die Kabelbinder, die wir beim Transport verwenden, schneiden wir so auf, dass wir sie beim Kunden wiederverwenden können, und zwar um die Kabel bei elektrisch verstellbaren Unterfederungen am Rost festzubinden. So kann der Saugroboter arbeiten, ohne sich in herabhängende Kabel zu verwickeln. Ein richtiger Schnitt, und der Kabelbinder ist wie neu“, erklärt Reidelshöfer.

Ein weiteres Beispiel ist der Aufbereiter für das Wasser im Wasserbett. „Da prüfen wir gerade nachhaltigere Wege, ob zum Beispiel eine Pulver- oder Tablettenform möglich ist, um die Kunststoffflaschen zu vermeiden. Das Mittel selbst baut sich im Wasser zu 98 Prozent ab, das Wasser kann also wieder in die Kanalisation abgelassen werden.“ Auch über die Verpackung des Wasseraufbereiters denken sie nach. Eine Art Papiertüte oder Glasflaschen könnten es werden, aber es muss eben auch für den Endkunden sicher funktionieren.

Der gesamte Betrieb steht schon seit vielen Jahren engagiert hinter dem Thema Nachhaltigkeit.

Dieser nachhaltige Umgang mit Ressourcen hat seine Wurzeln in der Landwirtschaft der Familie. „Wir Kinder sind auf dem Traktor aufgewachsen. Wir konnten noch nicht richtig laufen, da saßen wir schon drauf“, erzählt Reidelshöfer. Damals wurde naturnah und ressourcenschonend geackert. „Nachhaltigkeit wurde uns in die Wiege gelegt, wobei es die Technik natürlich damals so noch nicht gab, LED zum Beispiel“, fährt er fort.

Das Unternehmen wurde 1999 gegründet. 2005 hörten sie auf mit der Landwirtschaft, die Wasserbetten wurden das Erstgeschäft. Ihre Ländereien wurden verpachtet, ein Kuhstall umgebaut zum Verkaufsraum, ein anderer ist heute die Schweißerei und Wasserbettenproduktion. Der große Stadel wurde kürzlich renoviert und ist jetzt ein Lager, wo Kartonagen und Folie gepresst werden. Den Betrieb managen sie zu fünft: die Eltern als Senior-Chefs, er als Junior-Chef und zwei tüchtige Mitarbeiterinnen.

Vorwiegend sind sie Endkundenlieferant. „Hersteller nennen wir uns nicht direkt, auch wenn wir produzieren“, erklärt Reidelshöfer. „Wir haben schon immer Sonderumbauten für Wasserbetten gemacht. Daraus entstand die Produktion von Massivholzbetten, auch wegen Lieferschwierigkeiten der Hersteller, aber nur direkt für unsere Kunden. Dass ein anderer Händler ordert, wenn es mal schnell gehen muss, ist selten, aber wir helfen gern aus.“ Beratung wird natürlich auch großgeschrieben. „Wir leben und lieben unseren Beruf, wir machen das nicht einfach so. Uns interessiert, wer unser Kunde ist, und wir prüfen, was zu ihm passt. In diesem Sinne weisen wir auch daraufhin, wenn etwas nicht passt.“ Die Beratung ist somit ebenfalls nachhaltig.