Betten Pohl - Vorbildliches Nachhaltigkeitskonzept 2025
Betten Pohl, Köln
„Wir wollen unser Geschäft nachhaltig in eine erfolgreiche Zukunft führen“
Nach dem Generationenwechsel Anfang 2022 stand für Irina und Stefan Pohl von Betten Pohl die Modernisierung ihres Familienunternehmens an. Nach dem Umbau bilden frisches Design, innovative Technik und Vertrautes mit neuem Gesicht eine zeitgemäße Melange, die gut bei den Kunden ankommt.
„Gerade das Lob unserer langjährigen Kunden macht uns richtig froh“, sagt Irina Pohl. Für sie und Ehemann Stefan war die Modernisierung ihres Bettenfachgeschäfts der nächste logische Schritt nach dem erfolgreichen Generationenwechsel vor zwei Jahren. Und ein echter Kraftakt in einem Familienalltag mit inzwischen zwei kleinen Kindern. „Aber es hat sich total gelohnt. Dank der guten Planung mussten wir nur drei Wochen schließen, ansonsten lief der Betrieb weiter“, sagt sie.
Bei den Umbauarbeiten war es dem Paar wichtig, umweltfreundliche und schadstofffreie Materialien zu verwenden und alle Details auf Nachhaltigkeit zu prüfen. Das reicht von der Bepflanzung vor dem Geschäft über den Fußbodenbelag und die Farben bis zum Einsatz vorrangig regionaler Handwerksbetriebe.
Für die Neugestaltung holten sich die Pohls Unterstützung von Innenarchitekt Christian Brielmann von CB Design. Er ist auf Verkaufsflächen spezialisiert. Der Kontakt kam durch eine Empfehlung des Garant-Verbands zustande. Nach einer ausführlichen Bestandsaufnahme skizzierte Brielmann die Anforderungen und erstellte einen konkreten Zeitplan. Die meisten Aufträge gingen an langjährig bekannte Betriebe aus dem Stadtteil.
2023 begann der Umbau: Der Platz vor dem Geschäft wurde entsiegelt und ein Versickerungsfugenpflaster verlegt, durch das das Regenwasser direkt in den Boden abfließt. „Angesichts von häufiger zu erwartendem Starkregen war das für uns alternativlos“, so Stefan Pohl. Ein Parkplatz und eine Fußgängerrampe erleichtern den Zugang. Im Blumenbeet finden sich nun Lavendel und Rosen, die vielen Insekten einen Lebensraum bieten. Zudem hält Lavendel Schädlinge fern, was den Einsatz von Pestiziden überflüssig macht. Die Pflanzen kommen mit den veränderten Klimabedingungen und der Südlage gut zurecht und benötigen nur wenig Wasser, sodass sie auch bei größerer Hitze für die Kunden ein ansprechender Blickfang sind.
Die Fassade erhielt einen frischen Anstrich sowie einen modernen Namenszug mit Logo. Die größere Veränderung war jedoch das Versetzen der Ladeneingangstür nach vorn: Die frühere, schmale Glaspassage fungierte im Winter als Kältebrücke und trieb die Heizkosten in die Höhe, während es im Sommer schnell sehr warm wurde. Außerdem wirkte das Geschäft sonst auf den ersten Blick immer geschlossen und abweisend. Jetzt bilden Entrée und Schaufenster – ausgestattet mit zeitgemäßer Isolierverglasung – eine einladende Einheit.
Der langgestreckte Innenraum, in dem ganz früher die Matratzenfabrik war, wurde komplett saniert. Zunächst stand die Versiegelung der Bodenplatte an, um das Geschäft vor drückendem Grundwasser durch Starkregenereignisse zu schützen – eine weitere Anpassung an den Klimawandel. Ein schadstoffgeprüfter LVT-Designboden in warmer Holzoptik ersetzte den alten Teppichboden. Die Rauhfasertapete an den Wänden wurde in Teilen ergänzt und alles mit umweltfreundlicher Farbe gestrichen. Die vorhandene LED-Rasterbeleuchtung wurde gegen noch energieeffizientere LED-Strahler auf einem flexiblen Schienensystem ausgetauscht, um optimale Lichtverhältnisse zu erzeugen. Die alten Stützpfeiler verkleidete der Innenarchitekt und integrierte sie geschickt in mehrere Trockenbau-Trennwände, die den 300 Quadratmeter großen, offenen Raum gliedern und ihm eine angenehme Atmosphäre verleihen. In wohnlichen Kojen können die Kunden ungestört probeliegen, Beratungssituationen sind optisch und akustisch abgeschirmt.
Die Bettenmanufaktur und der Reinigungsservice sind beliebt bei den Kunden. Hier: Stefan Pohl an der Füllwaage
Anstatt neue Möbel und Warenträger zu kaufen und die alten zu entsorgen, engagierten Pohls einen Schreiner, der sie für das neue Ladenkonzept aufarbeitete und kreativ umbaute. Die nostalgische Kasse aus dem großelterlichen Betrieb ist nach wie vor im Einsatz.
2024 folgte die Installation einer zweiten Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. „Insgesamt produzieren wir etwa doppelt so viel Strom, wie wir aktuell jährlich benötigen. Die Anlage ist so ausgelegt, dass wir zukünftig auch E-Autos, beziehungsweise Lieferwagen CO₂-neutral laden können“, sagt Irina Pohl. Vorerst haben Pohls ein E-Lastenfahrrad angeschafft, um lokale Kunden daheim zu beraten, Kleinteile auszuliefern und die Decken- und Kissenreinigung mit Abhol- und Bring-Service zu betreiben.
Auch die Heizungsanlage kam auf den Prüfstand. Nach Analyse durch einen IHK-Energieberater erfolgte der Austausch gegen eine moderne Brennwert-Heizung, die rund 25 bis 30 Prozent Energie einspart.
Hinter dem Ausstellungsraum arbeiten immer noch dieselben bewährten Maschinen für die Bettfedernreinigung und Bettenwäsche. Stefan Pohl ist immer auf der Suche nach gebrauchten Reinigungs- und Füllmaschinen, um sein Angebot zu erweitern. Zudem bieten Pohls die Aufarbeitung alter Daunendecken und -kissen an, die geprüft, gereinigt und gegebenenfalls aufgefüllt werden.
Manchmal fallen bei den Kunden noch gut erhaltene Betten, Lattenroste und Matratzen an. Als Alternative zur Entsorgung gibt es einen Kontakt zu einer ukrainischen Hilfsinitiative, die die Teile als Spende weiterleitet.
Mit der Caritas Wertarbeit, einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in der direkten Nachbarschaft, kooperieren Pohls für die Anfertigung von Kissenbezügen und Tischwäsche – auch auf Maß. Ein Teil des Erlöses fließt zurück.
Klassische Mülltrennung und Wertstoffentsorgung sind im Unternehmen selbstverständlich. Auf innovative Lösungen fürs Matratzenrecycling wartet man noch, bislang ist da in Köln nichts in Sicht.
Reparatur und Maßanfertigung gehörten zu den Stärken von Betten Pohl.
Nach dem Umbau hat sich das Sortiment erweitert, da mehr Matratzen, Decken und Kissen – auch aus eigener Produktion – Platz finden. Der Fokus liegt verstärkt auf dem Naturbereich: „Die ökologischen Daunen und Federn von Treude & Metz haben wir schon lange im Programm, so auch Lattenroste mit Holz aus nachhaltigem Anbau. Mehr geworden sind Matratzen mit Naturlatex“, sagt Stefan Pohl. Ehefrau Irina ergänzt: „Unser ganzheitlicher Anspruch spiegelt sich in unserem Handeln wider und spricht neben der treuen Stammkundschaft auch jüngere Kunden an. Und selbst die älteren Kunden sind offener geworden. Unser Mix aus Vertrautem und Neuem kommt bei allen gut an.“
Nachhaltigkeit besteht bei bei Betten Pohl aus der Summe aller Details. Mit Glaubwürdigkeit und Authentizität führt das junge Unternehmerpaar den Traditionsbetrieb in die Zukunft.
Vorbildliches Nachhaltigkeitskonzept des Jahres 2025