Betten Uhlmann - Vorbildliches City-Marketing 2014
Betten Uhlmann, Freiberg

Betten Uhlmann, Freiberg

Schlafmuseum als Umsatzbringer

Ein Museum im Bettenfachgeschäft: Bei Betten Uhlmann im sächsischen Freiberg ist das Realität. Die Ausstellung zeigt zahlreiche Exponate zur Geschichte des Schlafens. Initiator Thomas Uhlmann hat damit nicht nur in kurzer Zeit den eigenen Umsatz ordentlich angekurbelt, sondern zugleich eine Attraktion für Touristen in der traditionsreichen Erzgebirgs-Stadt geschaffen, die auch überregional beworben wird. Das verdient einen Haustex-Star für gelungenes City-Marketing.

Betten Uhlmann, Freiberg
Ein Blick in die Matratzenausstellung von Betten Uhlmann.
Ich hatte schon immer verrückte Ideen, dafür bin ich bekannt.“ Als Thomas Uhlmann seinen Vater Jürgen und Ehefrau Annegret mit der Idee eines Schlafmuseums überraschte, war die Skepsis zunächst groß. Jürgen Uhlmann, Seniorchef des Freiberger Bettenhauses, wollte erst einmal überzeugt werden. Ein gutes Jahr nach der Eröffnung im Herbst 2012 ist das nicht mehr notwendig: Die in die Verkaufsräume integrierte Ausstellung ist binnen kurzer Zeit zur Anlaufstelle von Touristen wie Einheimischen in der sächsischen Bergbaustadt geworden. Das schlägt sich auch im Fachgeschäft nieder: Im ersten Halbjahr 2013 verzeichnete das Bettenhaus nach Angaben von Jürgen Uhlmann „ein Umsatzplus im zweitstelligen Bereich.“ Stolze 32 Prozent Zuwachs konnte der Familienbetrieb verbuchen – die verrückte Idee wurde zum Umsatzträger.

Ein Oldtimerverein auf Ausfahrt, Kegelclubs auf Tour oder Ehepaare, die ihren Urlaub im Erzgebirge verbringen: Die auswärtigen Gäste des Schlafmuseums sind bunt gemischt. Thomas Uhlmann hat mit viel persönlichem Einsatz dafür gesorgt, dass sie alle den Weg zu ihm und seinen Exponaten finden: Die Stadt Freiberg listet das Museum auf ihrer Internetpräsenz ebenso auf wie verschiedene andere Tourismusportale oder Onlinereiseführer. „Durch eine Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing Freiberg, der Landesstelle für Museumswesen in Sachsen, dem Tourismusverband Erzgebirge sowie zahlreichen Internetplattformen ist eine überregionale, fast kostenfreie Vermarktung unseres Museums möglich“, freut sich dessen Initiator.

Wer sich im Netz nach Sachsen, dem Erzgebirge oder der Stadt Freiberg erkundigt, gelangt schnell auch auf Uhlmanns Homepage. So wie beispielsweise die Mitarbeiter des Statistischen Landesamtes, die während eines Betriebsausfluges mit einer ganzen Busladung vorbeischauten. Aber auch Schulklassen oder angehende Pflegepersonal aus der Region gehören zu den Gruppen, die Thomas Uhlmann durch seine Ausstellung führt und die dort auf über 130 Infotafeln, an Videoschirmen und anhand der vielen Exponate lernen, worauf es beim gesunden Schlafen heute ankommt und wie sich die Geschichte der Schlafstätten entwickelt hat.


Betten Uhlmann, Freiberg
Im Schlafmuseum werden zahlreiche Exponate zur Geschichte des Bettes präsentiert.
Im Schlafmuseum kann man erleben, wie Astronauten im Weltall übernachten, wie sich über Jahrhunderte Art und Aussehen von Bettwärmern veränderten oder wie vor 800 Jahren in Indien eine stabile Unterfederung aus Hanfseilen aussah – Uhlmann hat die Konstruktion anhand historischer Darstellungen nachgebaut. Das umfangreiche Wissen, das er sich in seiner Freizeit angeeignet hat, gibt er nicht ohne Hintergedanken gerne weiter. So wird Kindern im Schlafmuseum beispielsweise anschaulich erklärt, welcher Aufwand entsteht, um von einem Ei zu einem Bett zu gelangen. „Die jungen Besucher sind die Kunden von übermorgen“, hofft der Junior-Chef.

Die Idee eines Museums ging Thomas Uhlmann bereits mehr als zehn Jahre in Gedanken durch. „Ich möchte damit den Blickwinkel für das Thema Schlafen erweitern“, erklärt er. Dass er in der 40.000-Einwohner-Stadt gut vernetzt ist, hilft ihm bei seinen vielfältigen Aktivitäten, und die wiederum sind gut für die Stadt, die ihren Gästen eine zusätzliche Attraktion bieten kann. Den letzten Auslöser, das Museum zu realisieren, gab die Ausbildung zum Dormabell-Schlafberater an der LDT Nagold. Von dort kehrte Uhlmann nicht nur mit einem entsprechenden Diplom zurück - „als erster aus den neuen Bundesländern“, wie er sich stolz erinnert. In Nagold holte er sich auch die Motivation, das Besondere zu wagen. Er recherchierte, sammelte und gestaltete schließlich auch die zahlreichen Texte für die Informationstafeln. „Das ging manchmal bis weit in die Nacht“, erinnert er sich. „Meine Frau hat mich sehr unterstützt und auch das Korrekturlesen übernommen. Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft.“

Als der heute 43-Jährige gelernte Metallurge 1988 begann, im elterlichen Betrieb mitzuarbeiten (Schwester Annerose folgte ihm ein Jahr später), war an all dies noch nicht zu denken. Das Bettengeschäft besteht seit 1910. Damals war Firmengründer Emil Uhlmann mit der „Bettfederreinigungsanstalt Glück auf“ in das Geschäft mit dem gesunden Schlaf eingestiegen. Angesichts zweier Weltkriege und zweier Diktaturen ist es schon eine außerordentliche Leistung der Inhaberfamilie, dass die Firma bis heute fortbesteht. In der DDR wurde es dem jetzigen Inhaber Jürgen Uhlmann nicht gestattet, einen Privatbetrieb zu führen – Ehefrau Brigitte übernahm daher 1973 das Geschäft von ihrer Schwiegermutter und machte den heutigen Senior zum „mitarbeitenden Ehemann“.

Drei Maschinen zur Reinigung von Bettfedern sowie zwei Wäschemangeln sicherten die Existenz unter schwierigen Bedingungen. Häufig wurde improvisiert. Ein umgebauter Barkas-Krankenwagen der Nationalen Volksarmee diente beispielsweise als Firmenfahrzeug zur Materialbeschaffung. Zweimal jährlich stand die Kundschaft Schlange – denn nur an diesen zwei Terminen konnten die Reinigungstermine vergeben werden. Uhlmanns hielten den Betrieb am Laufen und bauten sogar eine neue Maschinenhalle. „Wir waren wichtig, deshalb konnten wir existieren“, erinnert sich der Senior.

Nach der Wende ging die Inhaberschaft von Brigitte Uhlmann auf ihren Mann über, das Geschäftsfeld wurde erweitert: 1990 entstand ein erstes Ladengeschäft mit 60 Quadratmetern Verkaufsfläche, nur ein Jahr später eröffnete Sohn Thomas eine Filiale im benachbarten Frauenstein. Zwischenzeitlich betrieb die Familie auch ein weiteres Geschäft in Freiberg. 1995 wurde schließlich das Gebäude der ehemaligen Konsumgenossenschaft Freiberg in der Bahnhofstraße gekauft, wo sich Bettengeschäft und Schlafmuseum heute befinden. Weitgehend in Eigenleistung stemmte die Familie den Umbau in ein Wohn- und Geschäftshaus, wo unter anderem 600 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie 100 Quadratmeter Lager zur Verfügung stehen.

Im gleichen Jahr schloss sich Jürgen Uhlmann dem Bettenring an, dessen Marke Dormabell inklusive Messystem und Wärmebedarfsanalyse das Angebot maßgeblich prägt. Die Matratzenausstellung wird auf der Hälfte der Ausstellungsfläche mit über 30 Liegeflächen präsentiert. Wasserbetten sowie Viscomatratzen von Dermapur komplettieren das Sortiment, zudem auch eine große Auswahl an Bettwaren zählt, die vor Ort gefüllt werden können. Die Bettenreinigung, mit der einmal alles begann, zählt auch heute noch zum Angebot.

„Der Bettenring hat uns das Überleben gesichert“, ist Inhaber Jürgen Uhlmann sicher. Denn nach der ersten Phase der Bedarfsdeckung im Osten kämpfen er und seine Mitarbeiter heute in einem schwierigen Marktumfeld um Kunden. „Der Erzgebirgler ist zurückhaltend“, erklärt Thomas Uhlmann. „Hier dreht man den Euro ein paar mal um, bevor man ihn ausgibt.“ Zudem befinden sich mit Dresden und Chemnitz zwei starke Städte in der Region, die viel Kaufkraft abziehen.

Uhlmanns bleiben dennoch selbstbewusst. „Wir haben sehr gute Ware, sehr gut ausgebildetes Personal, eine schöne Ladenfläche und hohen Service“, betont Thomas Uhlmann. „Aber wir kämpfen mit geringer Kundenfrequenz.“ Hier komme das Museum ins Spiel. Schätzungsweise rund 1.000 Besucher wurden seit der Eröffnung dort gezählt, auf der entsprechenden Website informierten sich bis zur Jahresmitte 2013 bereits mehr als zehnmal so viel. Zwar nimmt nicht jeder gleich ein komplettes Schlafsystem mit nach Hause, doch die positive Umsatzentwicklung lässt Uhlmann und seine Schwester Annerose positiv in die Zukunft blicken: Zum Jahresende 2014 wird ihr Vater ihnen als vierter Generation das Geschäft übergeben. „Komplett schuldenfrei“, wie der 68-Jährige stolz betont.

An verrückten Ideen wird im Hause Uhlmann auch künftig sicherlich kein Mangel herrschen. Eine Sonderausstellung zum Thema „Traum“ ist bereits fertig.

Betten Uhlmann

Vorbildliches City-Marketing des Jahres 2014
Betten Uhlmann
Bahnhofstraße 28
09599 Freiberg
eMail: betten-24@t-online.de
Internet: www.schlafmuseum.info
Telefon: 03731/355290
Telefax: 03731/355290
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