Mut wird belohnt

Die Entscheidung, sich selbstständig zu machen, ist Olga Schewaljé nicht leicht gefallen. Bereut hat die Raumausstatterin sie aber nie, im Gegenteil: Mit der Übernahme von Rau Raumdesign führt sie eine 125-jährige Firmentradition fort und macht die Kunden weiterhin glücklich. Ihr Mut und ihr Engagement sind vorbildlich und so verleiht ihr die Jury den Heimtex Star 2024.

„Wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte ich mich mein Leben lang gefragt, wie es wohl gewesen wäre…“ – Olga Schewaljé ist 41 Jahre alt und hat mit der Übernahme von Rau Raumdesign in Pforzheim Anfang 2023 den Weg in die Selbstständigkeit gewagt. Offenbar war es die richtige Entscheidung, und wenn Kunden heute sagen „Die Olga kennen wir doch noch. Schön, dass es weitergeht“, dann zaubert ihr das ein Lächeln ins Gesicht.

Das Geschäft in der Fußgängerzone des Pforzheimer Stadtteils Brötzingen besteht bereits seit 1898. Martin Schöttle hat es bis Ende 2022 in vierter Generation geführt – und in seiner ehemaligen Gesellin Olga Schewaljé eine Nachfolgerin gefunden, was heutzutage keinesfalls selbstverständlich ist. Jetzt ist mit der neuen Inhaberin sowie Gabi und Janice Schöttle, Ehefrau und Tochter von Martin Schöttle, geballte Frauenpower am Start, um den Traditionsbetrieb mit seiner 125-jährigen Geschichte erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Die Kunden danken es ihr, dass die Raumausstatterin weiterhin hochwertige Qualitätsware in vielen Bereichen der Inneneinrichtung bietet. Zum Portfolio gehören Gardinen und Vorhangstangen, Sonnen- und Sichtschutz, Polsterei, Boden- und Wandgestaltung sowie Insektenschutz. „Ich habe bislang nur positives Feedback erhalten, weil viele kleine Handwerksbetriebe schließen. Da sind meine Kunden froh, dass es das Geschäft weiterhin gibt“, sagt Olga Schewaljé, die ihren Beruf liebt.

„Wohnkultur ist Lebensart und Ausdruck der Persönlichkeit“, lautet ihr Motto. Deshalb ist ihr eine persönliche und individuelle Beratung besonders wichtig, für die sie sich gerne Zeit nimmt – und erst dann zufrieden ist, wenn das Ergebnis wirklich perfekt ist. Daher absolviert sie derzeit noch einen Meisterkurs, den sie im Juli 2024 abschließen wird.

Auf rund 100 m2 zeigt der Raumausstatter sein Sortiment.

Mit Ehrgeiz ihre Ziele verwirklichen

Die heutige Inhaberin von Rau Raumdesign ist noch nie den einfachsten Weg gegangen, hat sich schon immer selbst gefordert und war ehrgeizig. Doch sie liebt, was sie tut: „Mit meinem eigenen Geschäft kann ich mich weiterentwickeln und meine Träume verwirklichen. Das hat mich gereizt und das war der ausschlaggebende Punkt, den Laden zu übernehmen.“ Ein großer Vorteil dabei war, dass ihr das Geschäft und die Abläufe vertraut waren: „Ich kenne die Familie. Ich weiß, wie Herr Schöttle als Person und Unternehmer agierte. Das gab mir ein Stück Sicherheit.“

Die Geschichte beginnt mit ihrer Lehrzeit. 2006 macht Olga Schewaljé ihre dreijährige Ausbildung zur Raumausstatterin bei Martin Schöttle. „Ich hatte zuvor dort ein Praktikum gemacht und fand diesen Beruf super, weil er sehr abwechslungsreich ist und man mit sehr vielen Leuten Kontakt hat. Ich hatte das Glück, während meiner Ausbildung alle vier Bereiche, also die Polsterei, Wandgestaltung, Gardinenkonfektion und Bodenbelag, kennen zu lernen und Herr Schöttle war ein guter Lehrmeister“, erinnert sie sich. „Wir haben uns immer gut verstanden und der Kontakt ist über all die Jahre nie abgerissen.“

Eine Entscheidung fürs Leben

Doch nach ihrer Ausbildung und einjährigen Gesellenzeit legte sie zunächst den Fokus auf die Familie: „Ich habe geheiratet und zwei Kinder bekommen.“ Ihre 15-jährige Tochter und ihr zwölfjähriger Sohn sind heute sehr stolz auf das, was die Unternehmerin leistet. Zurück aus der Elternzeit arbeitet sie zunächst im Einzelhandel für Heimtextilien, anschließend in der Gardinenabteilung im Möbelzentrum in Pforzheim. „Dort habe ich den Sonnenschutz und die Gardinen betreut und auch im Atelier selbst konfektioniert“, erzählt sie. Und dort erwacht auch ihre Liebe zu Gardinen und Vorhängen. „Sie sind das i-Tüpfelchen in der Innenausstattung und bilden die Umrandung zur gesamten Raumgestaltung. Ohne Vorhänge wirken Räume kahl und leer. Sie schaffen einen Ort, wo man sich gerne befindet, egal ob zu Hause zum Entspannen oder am Arbeitsplatz.“ Mit Funktionen wie Sonnenschutz, Verdunklung oder Sichtschutz entstehe zudem ein Mehrwert.

Viel von ihrem Wissen hat sie auch an einer weiteren Station in ihrem Lebenslauf bei einem Raumausstattungsbetrieb im Pforzheim gesammelt. „Hier habe ich die Gardinenabteilung aufgebaut und geleitet. Von der Beratung vor Ort über die Bestellung und die anschließende Montage beim Kunden habe ich alles selbst ausgeführt“, erzählt sie. „Ich hatte einen tollen Job, wo ich eigenständig arbeiten konnte.“

Das Portfolio umfasst Gardinen und Vorhangstangen, Sicht- und Sonnenschutz, Polsterei, Boden- und Wandgestaltung sowie Insektenschutz.

Zu dieser Zeit hatte sie immer wieder geschäftlichen Kontakt zu Martin Schöttle und bekam mit, dass dieser auf der Suche für die Nachfolge seines Geschäfts war. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen und ich habe mich gefragt, ob ich mir das zutraue.“ Doch der Reiz, neue Wege zu gehen, war sehr groß. Und mit der Unterstützung ihres Mannes, der sie in ihrem Entschluss bestärkt hat, und ihrer beiden Kinder wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit.

„Das Ehepaar Schöttle hat mich auf diesem Weg immer tatkräftig unterstützt und mit den Abläufen und Prozessen begleitet. Ich bin auch froh, dass Gabi Schöttle weiterhin im Geschäft tätig ist und viele interne Abläufe kennt“, sagt Olga Schewaljé dankbar. „Wir verstehen uns sehr gut und bilden ein tolles Team.“
So können die Kunden sicher sein, dass sie auch die nächsten Jahre eine kompetente Ansprechpartnerin für Inneneinrichtung und eine umfassende Wohnraumberatung haben. Und dass die Tradition des Unternehmens mit seiner 125-jährigen Geschichte weiter fortgeführt wird. Nur den Namen hat Olga Schewaljé etwas modernisiert: „Rau steht weiterhin für die Tradition. Aus Raumausstattung habe ich Raumdesign gemacht, weil das moderner klingt.“

Carolin Kober