Vom Raumausstatter zum Kompletteinrichter

Christoph Nettesheim führt in Beckum einen Familienbetrieb in sechster Generation. Um fit für die Zukunft zu bleiben, hat er das klassische Portfolio des Raumausstatters um Möbel, Betten und Küchen erweitert. Eine vorbildliche Sortimentserweiterung meint die Jury und vergibt dafür den Heimtex Star 2025.

Unüberlegtes und vorschnelles Handeln ist nicht seine Sache. Lieber geht Christoph Nettesheim Schritt für Schritt vor, um sein Raumausstattergeschäft im westfälischen Beckum voranzutreiben. Vor rund vier Jahren hat der Raumausstattermeister es in sechster Generation von seinen Eltern übernommen und zunächst nach akribischer Auswahl aller Einrichtungselemente zusammen mit seiner Frau Annika radikal umgebaut und liebevoll modernisiert. Erst dann erweiterte er das klassische Angebot an Raumausstattungsprodukten um Möbel, Betten und Küchen. Seit Mitte vergangenen Jahres finden Kunden dort alles für die ganzheitliche Einrichtung. Für Modernisierung und Sortimentserweiterung gaben Nettesheims rund 125.000 EUR aus und leisteten viele Stunden Arbeit nach Geschäftsschluss.

Positives Feedback

„Der 1815 gegründete Traditionsbetrieb ist für die Zukunft gerüstet“, ist der Inhaber überzeugt. Schließlich liege die ganzheitliche Einrichtung im Trend, ein Kompletteinrichter könne ein individuelles Einrichtungskonzept erstellen, das alle Wohnbereiche mit einbeziehe. Es gebe zwar Fachgeschäfte, die speziell auf Betten, Möbel und Küchen ausgerichtet seien. Für Kunden sei es aber einfacher, alles aus einer Hand zu bekommen. Das positive Feedback auf die Sortimentserweiterung weise darauf hin, meint Nettesheim und freut sich über eine zunehmende Zahl an Neukunden. Erstellt wurde das neue Konzept mit Hilfe des Einkaufsverbands MZE, der auch bei der Lieferantenauswahl unterstützte.
Hilfe im Tagesgeschäft erhält Nettesheim von seinen Eltern, von denen er das Familienunternehmen vor vier Jahren übernommen hat. Seine Mutter arbeitet mit seiner Frau Annika im Büro, sein Vater ist wie er selbst in der Beratung und Montage aktiv.

Der modernisierte, 150 ㎡ große Verkaufsraum, dessen Wände in einem warmen, aber unaufdringlichen Kaschmirton gehalten sind, ist gemütlich und funktional zugleich eingerichtet. Im Mittelpunkt stehen die Produkte, die sich auf einer mit textilem Belag versehenen Fläche auf verschiedene Wohnbereiche verteilen. „Der Teppichboden erlebt gerade eine kleine Renaissance“, sagt Nettesheim. Er selbst würde ihn immer empfehlen, vor allem für das Schlafzimmer. Denn er halte Staub fest, der einfach abgesaugt werden könne, und wirke sehr wohnlich. Der Teppichboden reicht in seinem Geschäft bis zu den bodentiefen Schaufenstern, die regelmäßig neu dekoriert werden.

Hell und freundlich ist das Ladengeschäft eingerichtet. Gemütliche Beratungsinseln, die aus zeitgemäßen Möbeln bestehen, laden zum Gedankenaustausch ein.

In der Abteilung Wohnzimmer laden Stühle und Tische sowie gemütliche Sofas und Sessel zum Verweilen ein. In dieser Atmosphäre halten sich Kunden gerne auf, lassen sich über Einrichtungstrends informieren und wählen die für sie passenden Möbel aus. Die Polstermöbel stammen unter anderem von Werther, Bontempi und Furninova, die Schränke, Tisch, Kommoden und Vitrinen vom italienischen Hersteller Novamobili.

Kontakte über das Kochen

Herzstück des Geschäfts ist der Bereich Speisezimmer mit Tisch und Stühlen sowie einer Küchenzeile von Sachsenküchen inklusive hochwertiger Geräte von Miele. Nettesheim, selbst passionierter Hobbykoch, bereitet dort ab und an Gerichte vor allem für seine Familie zu, die oberhalb des Ladengeschäfts wohnt. „Über das Kochen ergeben sich auch manchmal erste Gespräche mit den Kunden“, meint der 40-Jährige und verweist darauf, dass in diesem Jahr ein Koch von Miele die vom Hersteller stammenden Geräte vorstellen und Speisen servieren wird.

Last but not least gibt es im Fachgeschäft einen Bereich für das Schlafzimmer. Angeboten werden Bettgestelle, ergonomische Lattenroste und Matratzen aus Naturlatex, die individuell hergestellt werden und einen gesunden Schlaf versprechen. Dazu gibt es Kissen, Decken und Bettwaren.

Darüber hinaus hat Nettesheim natürlich weiterhin die klassischen Produkte der Raumausstattung wie Gardinen, Sonnenschutz, maßgefertigte Teppiche und Lösungen zur Verbesserung der Raumakustik im Sortiment und führt Polsterarbeiten in der eigens dafür eingerichteten Werkstatt aus, die gut gebucht ist. Auch wer Wandbeläge sucht, wird bei ihm fündig. Er hält verschiedene Tapetenbücher bereit, aus denen sich der Kunde seinen Wandbelag auswählen kann. Dieser wird von einem kooperierenden Maler verarbeitet. „Noch sind Stoffe unser Schwerpunkt“, erläutert Christoph Nettesheim, „es kommen aber inzwischen auch schon Kunden, die sich nur für Möbel interessieren.“

Kunden setzen auf Hochwertigkeit

Die Kundschaft kommt nach wie vor aus einem Umkreis von 20 km und ist älter als 30. Aber ihre Struktur hat sich seit der Erweiterung um Möbel und Betten doch verändert. „Menschen, die zu uns kommen, erwarten heute hochwertige Ware“, stellt Nettesheim fest. Die preisgeleitete Nachfrage gehe dagegen zurück. Der Umsatz stieg nach Angaben des Raumausstattermeisters nach dem Umbau und der Modernisierung um rund 25 %. Er rechnet für vergangenes Jahr mit rund 400.000 EUR.

Betten und Zubehör sind eine neue Produktgruppe im Sortiment. Mit viel Liebe zum Detail wird sie präsentiert.

Für Familie Nettesheim sieht die Zukunft also vielversprechend aus – nicht nur, was die Zahlen angeht. Denn möglicherweise ist schon der Übergang in die siebte Generation gesichert. Annika und Christoph Nettesheim haben zwei Töchter im Alter von vier und sechs Jahren. Vielleicht entscheidet sich ja eine von beiden später einmal für die Übernahme des Familienbetriebs.