Eberhard Beeth, Brüder Schlau - Heimtex-Star für das Lebenswerk 2016
Eberhard Beeth, Brüder Schlau

Eberhard Beeth, Brüder Schlau

Geschätzt bei Kunden und Wettbewerbern


Eberhard Beeth hat die regional begrenzte, großelterliche Farbenhandlung fleißig, zielstrebig, und mutig zur heute branchenführenden Unternehmensgruppe Brüder Schlau gemacht. Als bahnbrechend gilt seine Entscheidung, mit den Hammer-Fachmärkten in den Einzelhandel einzusteigen. Weil der 79-Jährige als Kaufmann und Mensch verlässlich handelte, hat er sich in sechs Jahrzehnten nicht nur Anerkennung in der Branche erarbeitet, sondern auch echte Freundschaften geschlossen – mit Kunden, aber auch mit Wettbewerbern. Für sein Lebenswerk wird er mit dem Heimtex-Star 2016 ausgezeichnet.

Über Unternehmenslenker, die für ihr Lebenswerk geehrt werden, ist immer viel Ruhmreiches zu berichten. Angesprochen auf besondere Eigenschaften oder bedeutsame unternehmerische Entscheidungen, die die Erfolgsgeschichte der Unternehmensgruppe Brüder Schlau nachzeichnen, antwortet der Inhaber und langjährige Geschäftsführer Eberhard Beeth trocken: „Ich bin in die Branche gekommen, weil das humanistisches Gymnasium, das ich bis zur 10. Klasse besucht hatte, nicht der richtige Ort für mich war. Ich wollte in das echte Leben; raus in den Handel.“

Der 1921 in Minden gegründete Familienbetrieb besteht heute aus dem Großhandel Schlau mit 54 Handwerkermärkten sowie der Einzelhandelsschiene Hammer und deren 196 Heimtextilien-Märkten. Man beschäftigt rund 6.000 Mitarbeiter, setzt in 250 Niederlassungen etwa 700 Mio. EUR um und gehört in beiden Sparten zu den bedeutendsten Handelsunternehmen der Heimtextilien- und Raumausstattungsbranche in Deutschland.

Schlau ist inzwischen auch das größte Tapeten-Großhandelshaus des Landes. Das war nicht immer so. Als der junge Beeth in den 1950er-Jahren nach absolvierter Großhandelslehre in das Familienunternehmen eintritt, gehören Wandbeläge gar nicht zum Sortiment. Dazu, dass sich das im Lauf der Jahre geändert hat, sagt Beeth im Rückblick nur bescheiden: „Anfangs war es ein Höllenritt. Ich musste die vornehmen Tapetenfabrikanten abklappern, regelrecht betteln, um beliefert zu werden.“

Wie er es am Ende gegen große Widerstände doch geschafft hat, gibt er nicht preis. Sagt lediglich, er habe immer etwas erreichen wollen. Vor allem den Vertrieb, das Rausfahren zum Kunden, das Verkaufen – das lag ihm, das konnte er. „Da war ich erfolgreich“, entfährt es Beeth in einem der seltenen Momente, in denen er das Erreichte und seinen großen Anteil daran auch einmal deutlich herausstellt.

Nach einer Weile im Gespräch mit dem fast 80-Jährigen merkt man: Tiefstapeln und sich nicht so wichtig nehmen hat Methode und ist charakteristisch für die Mentalität des Mannes, der von sich sagt, er habe doch „lediglich einen Kaufmannsgehilfenbrief“. Arbeiten. Etwas leisten. Etwas erreichen. Und vor allem: Nicht groß Worte darüber verlieren. So ist Eberhard Beeth.

Einstieg in den Einzelhandel gegen alle Widerstände

Auch das Thema Do-it-yourself (DIY) behandelt er in dieser ihm eigenen, unprätentiösen Art und Weise. Obwohl seine frühe Beschäftigung damit zum heutigen Erfolg der Gruppe entscheidend beigetragen hat, lenkt er von seinem Anteil daran mit einer erstaunlichen Aussage ab: „Das habe ich mir abgeguckt von einem ehemaligen Großhändler in Hannover.“ Nach dessen Vorbild stellte Beeth DIY-Sortimente für die Wiederverkäufer zusammen, die unzähligen kleinen Malerbetriebe und Farbengeschäfte, die es früher in jedem Dorf gab.

Das war die Basis für die 1976 etablierte, zweite Unternehmenssparte: Der Facheinzelhandel mit den Hammer-Fachmärkten für den Endverbraucher. Diese mutige unternehmerische Entscheidung bedeutete, die Kunden der eigenen Kunden, der Malerschaft, zu beliefern und so in den direkten Wettbewerb zu treten. Der Aufschrei war groß. Doch Beeth wollte nach eigener Aussage lediglich sein Geschäft schützen. Tapetenhersteller und kleine Malergeschäfte, die Kunden der eigenen Großhandelssparte Schlau, hatten begonnen, immer mehr Direktgeschäft unter Umgehung des Grossisten zu machen. Heute tragen die Hammer-Fachmärkte rund drei Viertel zum Gesamtumsatz der Gruppe bei.

Die Nachfolge frühzeitig geregelt

Immer am besten aufgestellt sein wollte Beeth mit seinen Mitarbeitern. Personalauswahl und -entwicklung liegen ihm sehr am Herzen. Er bezeichnet es als eine seiner großen Leidenschaften, junge Leute auszubilden, sie zu entwickeln und in leitende Positionen zu bringen. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele. Die prominentesten sind sein langjähriger, mittlerweile ausgeschiedener Prokurist und Co-Geschäftsführer Karl-Heinz Holtkamp, der Geschäftsführer der Einkaufsgesellschaft Schlau Wernfried Fesenberg sowie Ingo Stückmann, Geschäftsführer des Großhandelsbereichs.

Andererseits hat Beeth etwas geschafft, was vielen Unternehmern misslingt: Zum Wohle des Betriebes rechtzeitig die eigene Nachfolge zu organisieren. Loszulassen fiel dem Macher natürlich schwer. Nach schweren Erkrankungen wurde ihm aber geraten, die Geschäftsführung auf mehrere Schultern zu verteilen. Er folgte dem Rat und ging dann noch einen mutigen Schritt weiter: Er suchte außerhalb des Unternehmens einen Nachfolger für sich als Geschäftsführer und fand ihn in Dr. Ralf Bartsch.

Mit gutem Personal steht und fällt für Beeth der Erfolg seines Geschäftes. „Wir wollen im mittleren bis oberen Preissegment gute Produkte verkaufen.“ Das gehe nur mit Verkäufern, die dem Kunden den Qualitätsunterschied glaubhaft begründen können zwischen dem Discounter-Teppichboden für 4,95 EUR/m² und dem eigenen Produkt für 39,95 EUR/m². Er sagt – zurecht – mit Stolz, dass die Firmengruppe bekannt sei für ihr gutes Personal.

Aber wie schafft es das Unternehmen, junge Menschen an sich zu binden und sie zu motivieren ? „Wir bringen unseren Leuten vieles bei und zeigen ihnen auf, dass sie bei uns etwas werden können, beispielsweise Marktleiter.“ Wer das möchte, durchläuft ein Trainee-Programm und verpflichtet sich dabei, auch dorthin umzuziehen, wo er oder sie gebraucht wird. Das sei dann nicht immer einfach. Beeth betrachtet es allerdings als eine Selbstverständlichkeit, persönliche Interessen den Belangen des Unternehmens unterzuordnen. Es gilt Verantwortung zu übernehmen.

Das ist die klare Kante, die Berechenbarkeit und Verlässlichkeit, mit der Beeth die Unternehmensgruppe Brüder Schlau bis zu seinem Ausscheiden als aktiver Geschäftsführer Ende 2002 geprägt hat. Damit war er als fordernder Vorgesetzter nicht immer der „Chef der Herzen“. Erfolg und Führungsverantwortung machen nicht beliebt, sagt Beeth offen. Er ist aber ein viel zu sachlicher und zielstrebiger Mensch, als dass ihn dieser Umstand belasten würde.

Viele Freunde in der Branche

Umso wichtiger ist es ihm, in den sechs Jahrzehnten in der Branche echte Freundschaften geschlossen zu haben. Und zwar nicht allein mit Lieferanten. Auch mit Wettbewerbern, anderen Großhändlern verbinden ihn heute enge Freundschaften. Mit Freude und Dankbarkeit hat er vernommen, dass bei der einstimmigen Entscheidung der Heimtex-Star-Jury neben Lieferanten und Kunden auch Konkurrenten für ihn die Hand gehoben haben.

Seit 2003 ist Beeth Vorsitzender des Beirats. Aus dem operativen Geschäft halte er sich raus. Nach wie vor ist er aber sehr interessiert und will alles wissen. „Ich bin Zaungast in der eigenen Firma; weiß aber immer gut Bescheid und gebe Rat“, sagt Beeth und lacht. Mit der Geschäftsleitung tauscht er sich aus.

Beispielsweise reden sie über die Werbung des Unternehmens. Diese sei teilweise reißerisch, weil sie auch im Preiseinstiegsbereich für Aufmerksamkeit sorgen soll. Sie müsse nicht jedem gefallen – ihm selbst auch nicht. „Aber spätestens an dem Punkt, an dem wir feststellen, dass sie erfolgreich ist, ist die Diskussion beendet.“

Auch über den anhaltenden Expansionskurs spreche man. Beeth hält ihn für gut und richtig. Aber er betont, dass man nicht um jeden Preis wachsen müsse. Denn jeder Zukauf muss sinnvoll sein und sich rentieren. Auch darüber müsse man dann nicht viele Worte verlieren. Eben ganz Beeth.

Eberhard Beeth, Brüder Schlau

Heimtex-Star für das Lebenswerk des Jahres 2016
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