Loftcharme nach Komplettumbau

Einen eigenen Parkettlegerbetrieb hatte Sven Möbus schon. Als er seinen etablierten Standort in Burgau räumen musste, fand er neue Räumlichkeiten bei einem Kollegen, der sein Unternehmen aufgab. Dessen Aktivitäten übernahm er nicht, nur das Gebäude – und richtete sich dort komplett neu ein. Wie und was er daraus gemacht hat, wurde mit dem Parkett Star 2023 für den besten Geschäftsumbau im Handwerk ausgezeichnet.

Nachdem Sven Möbus 1993 seine Parkettlegerausbildung beendet und 2000 seinen Meister abgeschlossen hatte, eröffnete er 2003 sein erstes Fachgeschäft mit Ausstellung in einer umgebauten ehemaligen Discothek in Burgau im schwäbischen Landkreis Günzburg. Doch sollte das keine Lösung auf Dauer sein... zwar hatte Möbus das Interieur 2013 noch einmal runderneuert, aber 2018 erfuhr er, dass der Mietvertrag des Gebäudes nicht verlängert werden würde. Nach 17 Jahren unter der ehemaligen Discokugel war Schluss. 2021 stand der Abrissbagger vor der Tür.

Offen und transparent: Blick von der Galerie auf die ca. 180 m2 große Ausstellung.

Da traf es sich gut, dass der Besitzer eines anderen Verlegebetriebes in Burgau aus Altersgründen verkaufen wollte. Weil Sven Möbus mit seinem meistergeführten Familienunternehmen schon seit 2001 eine feste Größe in Burgau war, machte eine Firmenübernahme für ihn keinen Sinn. Das Gebäude war jedoch genau das, wonach er suchte. „Eigentlich waren die Räumlichkeiten in einem ordentlichen Zustand und hätten so weitergeführt werden können“, sagt er. Doch nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“ wollte er die Gelegenheit nutzen, eigene Ideen zu verwirklichen und den Räumen einen ganz neuen Flair zu verleihen. Der Parkettlegermeister kaufte das Gebäude und gründet eine GmbH.

Nach Themen geordnet

Für den anstehenden Umbau wurden 2020 alle Angebote eingeholt. Das war noch eine Phase mit Preisgarantie und ohne Materialengpass. Der neue Eigentümer konnte samt Gebäude mit einer Investitionssumme von rund 700.000 EUR kalkulieren – und den Vorteil seines lokalen Netzwerks nutzen: „Den Umbau haben wir mit Handwerkern gemacht, mit denen wir schon seit Jahren zusammenarbeiten.“ Dabei war Möbus auch für Ideen der anderen Gewerke offen:„Zum Beispiel haben wir den Vorschlag des Malers übernommen, eine Wand im Büro komplett mit Magnetfarbe zu streichen. Die können wir seitdem als ganze Pin-Wand verwenden.“

Sechs Monate nahm der Umbau in Anspruch. Die meisten Vorstellungen Planungen kamen direkt vom Inhaber. So wollte er unter anderem das 200 m2 große Lager mit einer Wand von der Ausstellung trennen, die Ausstellung sollte einen modernen Loft-Charakter erhalten und die Präsentation nach Themen geordnet sein.

Professionelle Lichtführung – hier über dem Beratungstisch im Bereich von Laminat, Kork und Teppichboden.

Im Erdgeschoss betritt der Besucher die etwa 180 m2 große Ausstellung. Im hinteren Bereich befinden sich Aufenthaltsraum und Sanitärräume für die Mitarbeiter, daran schließt sich ein Anbau mit der Garage für drei Firmenwagen an. Büro und Besprechungsraum wurden auf einer 80 m2 großen Galerie eingerichtet.
Bei der Gestaltung des gesamten Ambientes ließ sich Sven Möbus ganz unterschiedlich inspirieren. Die Decke des Innenraums ist schwarz gehalten, um den Loft-Stil zu betonen. Schwarz ist auch der zentrale Besprechungstisch mit den darüber hängenden Bahnhofsleuchten. Ein ausgefeiltes Lichtkonzept leuchtet den Raum professionell aus.

Im Eingangsbereich sind elastische Beläge positioniert – Designbeläge, PVC, Linoleum – geradeaus werden auf einem Podest Laminat, Kork und Teppichboden präsentiert. Unter der Galerie wird Zweischicht- und Dreischicht-Parkett in Szene gesetzt. Bauwerk, Kährs und Jaso/Trumpf sind die Hauptlieferanten.

Parkett macht etwa 50 % des Umsatzes aus. Auftraggeber sind Privatpersonen genauso wie öffentliche Einrichtungen und Gewerbebetriebe. „Wir machen alles“, sagt Sven Möbus“, von der Sanierung bei Oma um die Ecke bis zum 10.000 m2 Objekt. „Bei uns findet jeder den Boden, der zu ihm, seinen Lebensumständen und seinem Stil passt“, ist er sicher.

„Kaufen helfen, statt zu verkaufen“

Seit Corona sind Ausstellungsbesuch und Beratung nur noch nach Terminvereinbarung möglich. „Das mache ich persönlich – auf meine Art“, erklärt Möbus. „Ich bin Handwerker und kein Verkäufer, ich will kaufen helfen, statt zu verkaufen. Der Kunde sucht aus, was ihm gefällt und dann bestellen wir es.“
„Verlegung und Sanierung von Bodenbelägen – alles außer Stein“, lautet das Leistungsspektrum. Sieben Parkettleger, Raumausstatter und Bodenleger sowie eine Mitarbeiterin zum Ketteln von abgepassten Teppichen sind im Betrieb beschäftigt. Sven Möbus Ehefrau Ute kümmert sich um Buchhaltung und Personalwesen.

Den Handwerkern, die oft in Zweierteams unterwegs sind, stehen vier Transporter zur Verfügung. Material geladen wird schon am Vorabend und morgens trifft man sich zur kurzen Besprechung am Standort. „Unser Job ist abwechslungsreich. Wir sind jeden Tag woanders und machen auch jeden Tag etwas anderes. Die Zeit vergeht eigentlich wie im Flug“, will Sven Möbus jungen Leuten seinen Beruf schmackhaft machen. In den letzten 15 Jahren hat er acht Nachwuchskräfte ausgebildet, derzeit sucht er wieder.

Henrik Stoldt