Verliebt ins Detail

Vorher: unübersichtlich, chaotisch, veraltet. Nachher: modern, zeitgemäß, attraktiv, inspirierend. Die Rede ist von der 700m² großen Ausstellung von Holzland Disam in Schwäbisch Gmünd, die von nur drei Männern in einer außergewöhnlichen Teamleistung umgebaut wurde. Highlight sind die attraktiven, liebevoll gestalteten Themenkojen. Die Jury fand die Ausstellung vorbildlich und vergab den Parkett Star in der Kategorie „Beste Parkettpräsentation im Handel“.

Zupacken, einfach machen und ganz wichtig: Spaß dabei haben! So könnte man das Motto von Holzland Disam auf einen Nenner bringen, wenn man sich mit Juniorchef Benedikt Disam unterhält. Zusammen mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Sebastian stellt er bereits die vierte Generation des Familienunternehmens aus Schwäbisch Gmünd.

Den Ursprung des heutigen Holzfachhandels bildete einst ein Zimmereibetrieb. Wann dieser allerdings genau gegründet wurde, steht gar nicht fest. „Wir wissen das eigentlich nur von einer Kundin“, erzählt der 39-Jährige. „Das ist eine schöne Geschichte, als sie kam und scherzhaft fragte, wie lange sie bei uns reklamieren könne. Dann legte sie uns zwei alte Rechnungen aus den Jahren 1893 und 1905 vor, die sie beim Ausräumen eines Dachbodens gefunden hatte.“

Später kamen ein Sägewerk und der Holzhandel hinzu. Das Sägewerk gab die Familie allerdings 1997 auf, da das Werk mitten im Dorf zu klein geworden war und sich nicht erweitern konnte. Dafür war der Holzhandel immer wichtiger geworden und wurde auf den Privatkunden ausgedehnt – 1998 wurde ein moderner Holzfachmarkt eröffnet.

Heute beschäftigt Holzland Disam 17 Mitarbeiter und führt ein umfassendes Produktportfolio mit Fußböden, Türen, Innenausbau, Holz im Garten und Bauen im Holz. Wobei der traditionelle Holzgroßhandel nicht verschwiegen darf; immer noch werden Sägewerksprodukte hergestellt und Schnittholz an das holzverarbeitende Handwerk geliefert.

Das englische Herrenzimmer ist stilgerecht mit geräuchertem Fischgrät und Chesterfield-Sofa eingerichtet.

Individualität ist Trumpf

Böden sind ein Schwerpunkt. Massivholzdielen, Parkett, Kork, Laminat, Linoleum, Designbeläge – die Schwaben halten ein breites Programm bereitet. Besonders gut sortiert ist man im Parkettbereich mit klassischen Landhausdielen, Fischgrät und raumlangen Dielen in verschiedensten Holzarten und Oberflächenvarianten. „Lärche oder Kiefer in weiß geölt sind ein Traum im Wohnbereich“, findet Benedikt Disam.

Dazu werden in der eigenen Schreinerei Besonderheiten wie beispielsweise komplett vorkonfektionierte Trittstufen für Treppen aus Parkett gefertigt oder auch: „Wir biegen und falten auch Fensterbretter aus Parkett.“ So erhält der Kunde ein komplett stimmiges Bild vom Boden über die Treppe bis hin zum Fenstersims in seinen Wohnräumen. Auch individuelle, ausgefallene Wünsche werden gern erfüllt und der 16 Tonner Lkw mit Hebebühne bringt die Ware bis an die Baustelle.

„Wir bedienen vor allem Privatkunden und hier wird wieder mehr Wert auf Qualität gelegt“, beobachtet der Holzkaufmann. Das soll sich nicht nur im Sortiment widerspiegeln, sondern auch in der Ausstellung. Diese war etwas in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß. „1997 hatten wir die große Ausstellungshalle auf 800 m² gebaut“, erinnert sich Benedikt Disam sich zurück. Doch diese war mit den Jahren zu einem bunten Sammelsurium geworden und der Kunde wurde komplett überfrachtet mit Mustern, Displays, und verschiedensten Marken – eine insgesamt unübersichtliche, veraltete Präsentation. 2018 wurde bereits die Verkaufs- und Beratungstheke verändert und vergrößert, was zu Überlegungen für einen Komplettumbau führte. Der wurde dann von Januar bis August 2023 realisiert.

Themenkojen inspirieren

„Die Kunden haben oft keine Vorstellung davon, wie der Boden in der Realität aussieht und man einen ganzen Raum schön gestalten kann“, war Familie Disams Erfahrung. Vor diesem Hintergrund entschied man sich, verschiedene Wohnwelten umzusetzen – unterschiedliche Raumsituationen und Stilrichtungen – um die Kunden zu inspirieren und motivieren. „Wir haben viele eigene Ideen eingebracht und waren am Ende sehr detailverliebt“, berichtet der Juniorchef. Entstanden ist eine komplette Wohnlandschaft mit Kojen und Musterzimmern, die eine angenehme Wohlfühl-Atmosphäre zum Verweilen schafft.

Hier können die Kunden Ideen und Anregungen sammeln, sehen, wie die Böden verlegt wirken – und selber gestalterisch aktiv werden. Wie das geht ? Ganz einfach. Auf der gesamten Verkaufsfläche stehen insgesamt 44 Ausschubboxen – gruppiert zu elf Inseln mit jeweils vier Boxen. In diesen Boxen finden die Kunden jeweils 12 Muster. Diese können sie vor Ort in den Kojen auslegen und auch mit nach Hause nehmen – das kreative Puzzlespiel bindet die Kunden geschickt ein.

Die Böden sind übrigens alle herstellerneutralisiert und tragen Disam-eigene Namen. „Wir kennen die Qualität der Produkte, wir wissen und haben die Erfahrung, was funktioniert“, sagt Benedikt Disam. Man habe den Verkaufsdruck von einzelnen Anbietern nehmen wollen und wollte den Kunden unbeeinflusst von Markennamen lassen. „Und geht es rein um das Produkt und um das Ergebnis!“

Vom skandinavischen Kinderzimmer bis zum englischen Herrenzimmer

So liebevoll und durchdacht die Kojen sind: „Der Anfang war wirklich schwer und wir hatten keine rechte Vorstellung, wie es aussehen soll“, gibt Benedikt Disam offen zu. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen: in die attraktiven, einzigartigen Räumlichkeiten möchte man am liebsten gleich selbst einziehen. Zum Beispiel in das Kinderzimmer im skandinavischen Stil mit einem weiß geölten Esche-Boden und einem alten Fenster aus Großmutters Zeiten. Oder das englische Herrenzimmer mit Chesterfield-Sofa und Sideboard auf geräuchertem Fischgrät. Eine dunkle Tür – übrigens eine Spezialität von Vater Thomas, der mit großer Leidenschaft und Begeisterung Türen baut – und ein alter Kronleuchter, der beim Einbau erstmal alle Sicherungen im Laden herausspringen ließ, komplettieren das stimmige Bild. Benedikt Disam: „Wir waren bei der Einrichtung der Zimmer immer auf der Suche nach regionalen und lokalen Produkten, da wir über ein großes Netzwerk an verschieden Gewerken in der Region verfügen.“

In der „Werkstatt“ sorgen ein Altholz-Boden und offenes Ziegel-Mauerwerk für Atmosphäre.

Und so wurde auch eine Uhr von zwei jungen findigen Nachwuchsunternehmern eingebaut – eine Uhr ohne Zifferblatt, die die Zeit spricht. Denn Benedikt Disam und sein Bruder Sebastian sind zwar gelernte Kaufleute, aber auch handwerklich geschickt. „Man muss wissen, wie ein Produkt eingebaut wird, um es gut verkaufen zu können.“ Das gilt nicht nur für die beiden Junior-Chefs, sondern auch die Auszubildenden im kaufmännischen Bereich, die grundsätzlich mit auf die Baustelle geschickt werden.

Neuer Look mit geringem Renovierungsaufwand

Im Alpen-Chalet geht es rustikal-gemütlich zu: Passend zur Zirbenbank und zum Zirbentisch wurden hier gebürstete Landhausdielen verlegt und zwei alte Holztüren eingebaut. Ganz im Gegensatz dazu die „Werkstatt“ im Industrial Style mit einem Altholzboden, offenem Ziegel-Mauerwerk, einer alten Werkbank und einer Glastür. Originell: Neben alten Werkzeugen, einem Telefon mit Wählscheibe und original Firmenstempeln steht hier ein alter Waschtisch aus Massivholz. In der Küche und im Badezimmer kommen dagegen pflegeleichte Vinylböden zum Einsatz. Glasschiebetüren und Tische in Altholzoptik bzw. ein Waschtisch aus Massivholz und Steinschale runden das Gesamtbild ab. Am Ende dieser Reise hat der Besucher genug Inspiration für die Einrichtung seiner eigenen vier Wände gefunden.

Als Fazit zieht Benedikt Disam, dass sich „mit geringem Renovierungsaufwand schnell ein neuer Look erzielen ließe“. Wenn man im Team zusammenwirkt. Letztlich sei der Umbau das Ergebnis einer produktiven Zusammenarbeit dreier Männer. „Im gemeinsamen Zusammenwirken mit verschiedenen Meinungen können Dinge viel besser wachsen. Wenn nicht nur der eigene Blick stur gerade aus zählt, entsteht etwas viel Besseres. Und für mich ist es auch einfach schöner, wenn man nicht allein die Entscheidungen treffen muss. Und es macht Spaß und Freude, das ist schließlich die Hauptsache!“

Carolin Kober