SN-Home - 10/21
Der Blaue Engel – von „emissionsarm“ bis „wassersparend hergestellt“
Den Blauen Engel tragen viele und ganz verschiedene Produkte. Deshalb unterscheiden sich die jeweiligen Vergabekriterien. Wir zeigen, welche Eigenschaften das Umweltzeichen bei Bodenbelägen, Tapeten oder Textilien garantiert.
Die Botschaft des Blauen Engels ist klar und einfach. Auf der Verpackung signalisiert er dem Verbraucher: Dieses Produkt ist umweltfreundlicher als vergleichbare, konventionelle Produkte. Allerdings wird das Umweltzeichen für unterschiedlichste Erzeugnisse vergeben. Die Spanne reicht vom Allzweckreiniger über Elektrobusse bis zu Zeichenpapier. Da kann „umweltfreundlicher“ jeweils ganz verschiedene Bedeutungen haben.
Auch aus unserer Branche tragen sehr unterschiedliche Produkte einen Blauen Engel. Welche Aspekte bei ihnen für die Auszeichnung eine Rolle spielen und nach welchen Kriterien ihre Umweltfreundlichkeit bewertet wird, steht in den Vergabekriterien (siehe unten). Für „unsere“ Produkte sind 17 von ihnen relevant: für diverse Bodenbeläge, Verlegewerkstoffe, Farben und Lacke, für Tapeten, Dämmstoffe, Textilien, Leder, Insektenschutz, Matratzen und Möbel (siehe Tabelle).
Voraussetzung für die Erteilung eines Blauen Engels ist die Einhaltung deutscher und europäischer Rechtsvorschriften wie beispielsweise der Chemikalienverordnung REACH. Aber die gelten für alle Produkte, die in Deutschland verkauft werden. Um den Blauen Engel zu erhalten, müssen die Erzeugnisse zusätzlich in speziell definierten Bereichen eine Reihe von Kriterien erfüllen und Grenzwerte einhalten, die über die gesetzlichen Vorgaben hinaus gehen. Weil es sich um ein Umweltzeichen handelt, stehen dabei Eigenschaften im Vordergrund, welche mögliche Auswirkungen auf die Umwelt, die Wohnumgebung und die Gesundheit der Nutzer betreffen wie Emissionen, Schadstoffe, Energieverbrauch oder Wasserverschmutzung. Für einige Produkte wird inzwischen auch die Einhaltung von Sozialstandards bei der Herstellung gefordert.
Die produktbezogenen Anforderungen setzen zum Teil schon bei der Herkunft der Rohstoffe an. Betrachtet werden außerdem Inhaltsstoffe und Herstellungsprozesse. Während der Nutzungsphase dürfen die Erzeugnisse die Umgebung nicht belasten oder die Gesundheit der Nutzer gefährden. Bei Produkten wie Matratzen oder elastischen Bodenbelägen fließt auch die Verwertung und Entsorgung in die Bewertung ein. Gebrauchstauglichkeit muss ebenfalls gegeben sein.
Hinzu kommen Vorgaben hinsichtlich Verbraucherinformation, Verarbeitungshinweisen und Werbeaussagen. So müssen beispielsweise die Gebinde von Lacken deutlich lesbare Hinweise wie „Für Kinder unzugänglich aufbewahren“ oder – sofern zutreffend – „Nur restentleerte Gebinde zum Recyling geben“ tragen. Das alles soll für Sicherheit in Anwendung und Gebrauch sorgen und die Verbraucher vor falschen Annahmen und irreführenden oder Gefahren verharmlosenden Aussagen schützen.
Thomas Pfnorr
Vergabekriterien öffentlich einsehbar
Welche Eigenschaften ein Produkt erfüllen muss, um den Blauen Engel zu bekommen, wird von einem Expertengremium festgelegt: der Jury Umweltzeichen. Diese Vergabekriterien gelten in der Regel zwischen drei und fünf Jahren. Anschließend kann die Laufzeit verlängert werden – mit oder ohne Änderungen.
Die Vergabekriterien enthalten Informationen zu Geltungsbereich und Laufzeit, den speziell mit dem jeweiligen Produkt verbundenen Zielen des Umweltzeichens sowie Erläuterungen und Begriffsdefinitionen. Den Schwerpunkt bilden die Anforderungen an das Produkt und seine Herstellung. Damit verbunden sind Vorschriften, wie die entsprechenden Nachweise seitens der Hersteller zu erbringen sind.
Die Webseite des Blauen Engels veröffentlicht die Vergabekriterien und bietet sie als PDF zum Herunterladen an. Das garantiert Transparenz und Glaubwürdigkeit. Auch Laien können zumindest grundsätzlich verstehen, welche Eigenschaften jeweils mit dem Umweltzeichen verbunden sind. Das ist wichtig, denn der Blaue Engel richtet sich primär an Endverbraucher und nicht an Experten aus Industrie, Handel und Handwerk.
Mehr Infos im Internet
Alle Vergabekriterien für den Blauen Engel