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Recycling, Upcycling, Downcycling

Recycling reduziert Müll, spart Rohstoffe ein und in vielen Fällen auch Energie. Daher lohnt es sich selbst dann, wenn die dabei entstehenden Sekundärrohstoffe nicht an die Qualität der Ausgangsmaterialien heranreichen.

Die jährliche Menge an Abfällen, die in einem Industrieland wie Deutschland entsteht, ist gewaltig. 417 Mio. t waren es laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2019, wobei den mit Abstand größten Anteil mit 55  % übrigens Bau- und Abbruchabfälle haben. Recycling soll dabei helfen, die Müllberge zu reduzieren, indem aus den Abfällen Sekundärrohstoffe für neue Produkte entstehen. Gleichzeitig verringert sich dadurch der Bedarf an Primärrohstoffen. Und schließlich ist Recycling auch gut fürs Klima, weil der Energieaufwand im Schnitt niedriger ist als bei der Neuproduktion.

Deutschland wird häufig als Recycling-Weltmeister bezeichnet. Wir haben ja auch die Dualen Systeme, die gelbe Tonne und den Grünen Punkt, für einzelne Produkte wie Elektrogeräte (100  %), Glas (100  %) oder Papier und Kartons (99  %) lässt sich die Recyclingquote kaum noch erhöhen, und seit 1996 soll das Kreislaufwirtschaftsgesetz das Recycling „zur Schonung der natürlichen Ressourcen fördern und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherstellen“.

Der Begriff Recycling kommt aus dem Englischen und bezeichnet einen Vorgang, in dem Produkte beziehungsweise einzelne Bestandteile auf­bereitet und in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Auch wenn die Unterscheidung umgangssprachlich nicht so genau genommen wird: Technisch gesehen oder rechtlich betrachtet bedeutet Recycling die stoffliche Wiederverwertung von Abfällen – nicht die Wiederverwendung eines Produktes. Wird aus alten, geschredderten PET-Flaschen der Rohstoff Polyethylenterephthalat gewonnen und daraus eine neue PET-Flaschen hergestellt, dann ist das Recycling. Die Verwendung von Mehrweg-Glasflaschen ist hingegen kein Recycling, auch wenn hier ebenfalls ein Kreislauf entsteht und Rohstoffressourcen geschont werden. Die „energetische Verwertung oder die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind“, sind laut Kreislaufwirtschaftsgesetz ebenfalls kein Recycling (siehe unten).

Dass aus dem jeweiligen Abfallprodukt nach dem Recycling wieder dasselbe Produkt wird – also aus einer alten eine neue PET-Flasche – ist nur möglich, wenn entweder das Ausgangsmaterial sortenrein ist oder sich die Bestandteile des Abfalls voneinander trennen und einzeln recyceln lassen. Zudem darf sich die Qualität des Sekundärrohstoffes, aus dem später das neue Produkt entstehen soll, während des Recyclingprozesses nicht verschlechtern.

Gelingt die sortenreine Trennung, kann aus alten PET-Flaschen zum Beispiel auch Garn für textile Bodenbeläge, Stoffe oder Sonnenschutz werden. In diesem Fall spricht man von Upcycling: Durch das Recycling erfolgt eine stoffliche Aufwertung, das neu entstandene Produkt ist höherwertiger als das, welches recycelt wurde.

Fehlen die Voraussetzungen für eine sortenreine Trennung oder wäre der damit verbundene Aufwand zu groß, bleibt immer noch das Downcycling. Auch dabei werden aus Abfällen Sekundärrohstoffe für neue Produkte, allerdings haben diese nicht mehr die Qualität des Ausgangsproduktes. Um beim Beispiel der PET-Flaschen zu bleiben: Ist das Polyethylenterephthalat verschmutzt oder wird es mit anderen Kunststoffen vermischt, lässt sich daraus kein reines PET mehr gewinnen, sondern nur noch bruchanfälligeres Polyester. Dieses eignet sich nicht mehr für die Flaschenproduktion, kann aber beispielsweise zur Herstellung von Folien verwendet werden.

Trotz der qualitativen Einbußen ist Downcycling sinnvoll, wenn es dabei hilft, Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Dies gilt zumindest so lange, wie die Qualität des Sekundärrohstoffs noch ausreichend für neue Produkte ist und sich der Energie­aufwand für den Recyclingprozess rechtfertigen lässt.

Den Recyclinggedanken konsequent weiter denkt das Cradle-to-Cradle-Prinzip. Sein Ziel ist ein geschlossener und somit endloser Kreislauf vom Rohstoff über das Produkt und dessen Recycling zurück zum Rohstoff. Ein Downcycling ist dabei ausgeschlossen.

Thomas Pfnorr


Recycling in der Abfallhierarchie

Ein zentrales Element des deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) ist die Abfallhierarchie. Auf Basis einer entsprechenden EU-Richtlinie wird dort in § 6 die Reihenfolge festgelegt, in der mit Abfällen umgegangen werden muss.

1. Vermeidung
Abfall der nicht entsteht, muss auch nicht recycelt oder entsorgt werden. Daher ist die Vermeidung das oberste Ziel in der Abfallhierarchie.

2. Vorbereitung zur Wiederverwendung
Werden Produkte wiederverwendet – in ihrer ursprünglichen oder einer anderen Funktion –, entsteht ebenfalls kein Abfall.

3. Recycling
Die stoffliche Verwertung macht aus Abfällen Sekundärrohstoffe für neue Produkte.

4. Sonstige Verwertung, insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung
Bei der Müllverbrennung lässt sich aus Abfällen thermische Energie gewinnen. Bei der Verfüllung von Gruben oder Tagebauen mit Abfällen hat der Umweltschutz oberste Priorität.

5. Beseitigung
Für Abfälle, die sich weder vermeiden noch verwerten lassen, bleibt nur die Deponierung.

Vorrang hat laut KrWG jeweils die Maßnahme, die den Schutz von Mensch und Umwelt unter Berücksichtigung des Vorsorge- und Nachhaltigkeits­prinzips am besten gewährleistet. Technische Möglichkeiten, wirtschaftliche Zumutbarkeit und soziale Folgen sind dabei zu beachten.


Mehr Infos im Internet
- Das Kreislaufwirtschaftsgesetz
- Die Dualen Systeme in Deutschland
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Foto/Grafik: Peter von Bechen/pixelio.de
Ein Beispiel für Recycling: Trevira lässt PET-Flaschen ...
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Foto/Grafik: Trevira
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... und zu Flakes und Chips verarbeiten, aus denen Filamentgarne hergestellt werden.
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